1917 - © UPI

Feindbilder auf Film

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Von der perfekten Illusion zur Effekthascherei: Sam Mendes’ Kriegsdrama „1917“ glänzt handwerklich mit der Fiktion eines One-Takes – gibt inhaltlich aber Anlass zur Besorgnis.

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Von der perfekten Illusion zur Effekthascherei: Sam Mendes’ Kriegsdrama „1917“ glänzt handwerklich mit der Fiktion eines One-Takes – gibt inhaltlich aber Anlass zur Besorgnis.

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Sich einen Kriegsfilm anzuschauen, ähnelt in manchen Punkten einer Psychotherapie. Einerseits ist es schmerzvoll, da er alte Wunden wieder aufreißt. Andererseits kann das Aufsuchen einstiger Kampfstätten heilsam wirken, da es erlaubt, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Allerdings vertieft das Genre bisweilen auch Gräben, indem es nationale Phantasmen beschwört. Es stellt die Frage, wie sich eine Gesellschaft als Nation definieren will. Der britische Regisseur Sam Mendes sucht darauf eine Antwort in der Schlussphase des Ersten Weltkriegs. An der Westfront ziehen sich die deutschen Soldaten zurück, aber die Engländer wissen das noch nicht so richtig zu deuten. Der Stellungskrieg hat auch sie zermürbt, hungrig und erschöpft verharren sie im Schützengraben. Da werden die Gefreiten Blake und Schofield für ein wagemutiges Sonderkommando eingeteilt: Beide sollen das vermeintliche Niemandsland durchqueren und eine isolierte Einheit vor dem sich zurückziehenden Feind warnen. Das Rettungsnarrativ wird emotional grundiert, denn dieser Einheit gehört auch Blakes Bruder an. Ihr Auftrag gleicht einem Übergangsritus, nach dessen Bestehen sie als ganze Männer hervorgehen sollen. Wie schon andere stilbildende Filme, zuallererst natürlich „Apocalypse now“ (Francis Ford Coppola), später „Der Soldat James Ryan“ (Steven Spielberg), „Son of Saul“ („László Nemes) und „Dunkirk“ (Christopher Nolan) will auch Mendes den Krieg ästhetisch erfahrbar machen. Schonungslos setzt er den Zuschauer den Erlebnissen seiner Protagonisten aus.

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