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Globalisierter Wein

In zahlreichen Spiel- und Dokumentarfilmen der vergangenen Jahre - zuletzt etwa "Darwins Nightmare" - wurden die Auswirkungen der Globalisierung thematisiert. Der französische Regisseur Jonathan Nossiter erkundet in "Mondovino" nun, wie die Kultivierung, Herstellung und Vermarktung von Wein durch eine Geschmacksvereinheitlichung bedroht wird. Nossiter entgeht der Gefahr der Schwarz-Weiß-Malerei, indem er die Interviewten selbst zu Wort kommen lässt und auf jeglichen Off-Kommentar verzichtet. So werden Ungereimtheiten sichtbar: Ein französischer Bauer wettert zwar gegen das amerikanische Wein-Imperium Mondavi, hat aber nichts gegen ein vergleichbares Unternehmen aus Frankreich einzuwenden. Die Protagonisten sind nicht bloß als Repräsentanten des Systems interessant: Der Filmemacher gibt ihnen Zeit, um über ihre Familiensituation oder ihre politische Ansichten zu reden. Trotz seines Faktenreichtums könnte der Film etwas kürzer sein. Und auf die total verwackelte Handkamera zu Beginn hätte er vollkommen verzichten können. Philipp Kainz

MONDOVINO

Die Welt des Weines

F 2004. Regie: Jonathan Nossiter.

Verleih: Constantin. 138 Min.

Queere Filme

Wiens zweitgrößtes Filmfestival öffnet wieder seine Tore: Vom 2. bis 10. Juni bietet identities mit rund hundert Filmen einen interessanten Querschnitt durch das aktuelle "queere" Filmschaffen. Zu sehen ist unter anderem Irwin Winklers Porträt über den amerikanischen Komponisten Cole Porter "De-Lovley" mit Kevin Kline und Ashley Judd in den Hauptrollen. Fulminant eröffnet wird mit "D.E.B.S.", eine Genre sprengende Persiflage verschiedenster Action- und Comicfilme: Vier Agentinnen einer Elitetruppe, die stets in Schuluniformen auftreten, sollen die Oberschurkin Lucy Diamond hinter Gitter bringen. Nur blöd, dass sich eine von ihnen in die Kriminelle verliebt. Experimentierfreudig zeigt sich auch "Don't You Worry, It Will Probably Pass". Cecilia Neant-Falk hat drei Teenager-Mädchen in der schwedischen Provinz eine Kamera gegeben, damit sie ihren Coming-Out-Prozess filmen. Über vier Jahre hinweg verfolgt der Dokumentarfilm diese Identitätsfindung: die ersten homoerotischen Gefühle, die Hoffnung, dass es nur eine Phase sei, die Ängste vor den Reaktionen der Umwelt. "Ich habe nicht gewusst, wie schmerzhaft das für dich war," sagt stellvertretend für eine Mehrheit der Gesellschaft Mys Mutter. Der Film gewährt all denen einen intimen Einblick. Philipp Kainz

Von 2. bis 10. Juni im Wiener

Filmcasino, Topkino und Schikaneder. Infos unter www.identities.at

Sand im Getriebe

Im neuen Abenteuerstreifen "Sahara" von Regisseur Breck Eisner wandeln Matthew McConaughey ("Die Jury") und Steve Zahn ("Out of Sight") auf den Spuren von Indianer Jones: Auf der Suche nach der geheimnisumwitterten Fracht eines lange verschollenen Kriegsschiffes treffen die beiden Abenteurer auf die Ärztin Eva Rojas (Penélope Cruz), die dem Auslöser einer tödlichen Epidemie auf der Spur ist. Mit Raffinesse und einer ordentlichen Portion Humor gelingt es dem Trio, alle Gefahren auf ihrer gefährlichen Wüstenmission zu meistern und den Bösewichten - einem skrupellosen General und einem geldgierigen Geschäftsmann - das Handwerk zu legen. Klassisches Abenteuerkino mit jeder Menge Action und Zweikämpfen à la James Bond - ansonsten leider nur heißer Wüstensand. Jürgen Belko

SAHARA - Abenteuer in der Wüste

USA 2005. Regie: Breck Eisner.

Mit Matthew McConaughey, Steve Zahn, Penélope Cruz.

Verleih: Buena Vista. 124 Min.

Kung Fu in Shanghai

Ein Heer aus schwarzen Anzügen. Ein pompöser Aufmarsch von schicken Männern. Und jeder Einzelne schwingt eine Axt. Wir befinden uns im Shanghai der 40er Jahre, mitten in einem Bandenkrieg. Zwischen den Anrainern eines heruntergekommen Viertels und der "Axt-Gang" bricht ein Kampf aus. Sehr zum Überraschen der bösen Buben verteidigen die Underdogs hartnäckig ihr Revier und entwickeln dabei verblüffende Kräfte. Stephen Chow erfüllt sich mit "Kung Fu Hustle" einen Kindheitstraum: Martial-Arts-Experte wollte er werden, ein Kung Fu-Held, "genau wie Bruce Lee". Seinem Idol zollt der zitierfreudige Chow (zuletzt: "Shaolin Kickers") Tribut und versammelt legendäre Personen des Hongkong-Kinos zu einem bunt gemischten Kung Fu-Vergnügen.

Nicole Albiez

KUNG FU HUSTLE - Gong fu

China 2004. Regie: Stephen Chow.

Mit Stephen Chow, Yuen Wah, Leung Siu Lung. Verleih: Sony. 99 Min.

Mann im Kuli

Wer zum Schreiben gerne Kugelschreiber benutzt, der sollte Acht geben. Denn womöglich verbirgt sich im Inneren des Schreiberlings ein Fakir, der bereits 50 Jahre darin eingesperrt war und beim Heraustreten ganz schön übel riecht. So ist das zumindest in "Der Fakir", einem dänisch-deutschen Kinder- und Familienfilm von Peter Flinth. Die kleine Emma (Julie Zangenberg) und ihr Zwillingsbruder Tom (Aksel Leth) ziehen mitsamt Muttern in ein gruseliges Haus, wo man eben jenen Kugelschreiber findet - und heraus springt ein Fakir, ganz putzig dargestellt von Moritz Bleibtreu. Das bedeutet Ärger, auch weil es noch zwei zwielichtige Gestalten gibt, die Interesse an dem Gruselhaus zeigen. Solide gemachte Familienunterhaltung, die es weder an Witz noch an Spannung fehlen lässt. Matthias Greuling

DER FAKIR

D 2004. Regie: Peter Flinth. Mit Moritz Bleibtreu, Julie Zangenberg, Aksel Leth. Verleih: Einhornfilm. 90 Min.

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