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Liebe zur Musik

Seit Mika Kaurismäki als Jugendlicher eine Platte von Deep Purple gegen eine LP mit brasilianischer Musik eintauschte, ist der finnische Filmemacher fasziniert von dem südamerikanischen Land und seiner Musik. Dieser Begeisterung hat er mit einem stark persönlich gefärbten Dokumentarfilm Ausdruck verliehen: "Moro No Brazil". Der Titel - "Ich lebe in Brasilien" - ist Programm, denn seit zehn Jahren lebt Kaurismäki hauptsächlich in Rio de Janeiro und betreibt dort einen Musikclub. Der unkonventionelle Finne - Bruder von Aki Kaurismäki - ist also Experte auf dem Gebiet, das er dokumentiert.

Von den Wurzeln der brasilianischen Musik - der Musik der Indios und den rituellen Gesängen der aus Afrika verschleppten Sklaven - führt die musikalische Reise bis hin zu zeitgenössischem Funk. Gut herauszuhören ist, welche Elemente der zahlreichen volksmusikalischen Traditionen, die noch immer sehr lebendig sind, schließlich in die Samba, die brasilianische Musik schlechthin, einflossen. Kaurismäki lässt die Künstler nicht nur musizieren, sondern auch zu Wort kommen: keine Berühmtheiten, sondern Leute wie Walter Alfaite, der zwar über 200 zum Teil höchst populäre Stücke komponiert hat, aber noch immer seinen kleinen Schneiderladen in Rio betreibt.

Michael Kraßnitzer

MORO NO BRASIL. Deutschland, Brasilien, Finnland 2002. Buch und Regie: Mika Kaurismäki. Verleih: Polyfilm. 105 Min.

Tödliches Duell

Die Story von "Fulltime Killer" ist nicht neu und schnell erzählt: Der durchgeknallte Neuling Tok (Andy Lau), der seine Morde wie Shows inszeniert, fordert den Nr-1-Killer Asiens, den coolen distanzierten O (Takashi Sorimachi) heraus. Die ruhige Chin (Kelly Lin) steht zwischen den beiden, und ein besessener Polizist (Simon Yam) ist ihnen auf der Spur. Der Film folgt den beiden Killern quer durch ganz Asien und dringt langsam in die Geheimnisse aller Beteiligten ein - denn hier jeder hat eines.

Der abgenützten Story steht die stilisierte Inszenierung von Johnnie To mit seinen hervorragend choreografierten Schießereien und ungewöhnlichen Kamerafahrten gegenüber. Romantik und Komödie fügen sich gut in die Handlung ein und auch die Schauspieler füllen ihre Rollen aus - ob im actionreichen ersten oder langsameren zweiten Teil.

Das Besondere dieses Film ist die unaufdringliche Einbeziehung ganz Asiens - sowohl durch die Schauplätze als auch durch die Darsteller: Sie stammen aus China, Japan und Taiwan. Nicht nur die Figur des Tok hat ein Faible für Actionfilm-Helden: Der ganze Film ist wie ein "Greatest-Hits" des Auftragskiller-Genres konzipiert. Zum Kult-Film reicht es zwar nicht. Trotzdem ist "Fulltime Killer" ein Muss für Fans dieser Stilrichtung. Leute, die Logik erwarten, sollten allerdings zu Hause bleiben.

Aslihan Atayol

FULLTIME KILLER - Chuen Jik Sat Sau. Hong Kong 2001. Regie: Johnnie To & Wai Ka Fai. Mit Andy Lau, Takashi Sorimachi, Kelly Lin. Verleih: Einhorn Film. 102 Min.

Suche nach dem Ich

Er wird bewusstlos aus dem Wasser gefischt und weiß nicht mehr, wer er ist. Aber eines bemerkt er sehr schnell: Dass er sich recht gut verteidigen kann und mit Waffen aller Art umzugehen weiß. Stück für Stück bastelt Bourne (Matt Damon) mit Hilfe von Marie (Franka Potente) das Puzzle seiner Vergangenheit zusammen. Immer rätselhaftere Details tauchen auf. Bourne wird es beinahe zum Verhängnis, dass, obwohl er sich an nichts und vor allem niemanden mehr erinnern kann, viele Leute ihn wiedererkennen - und lieber los wären. Es gilt herauszufinden, wer er ist und warum ihm so viele auf der Spur sind. Ein Züricher Schließfach, eine Pariser Adresse - die Hinweise häufen sich und führen ihn nicht nur quer durch Europa, sondern schlussendlich in die Zentrale des CIA...

Auch wenn in der Spieldauer von zwei Stunden keine Langeweile aufkommt, ist dieser Spionage-Thriller trotzdem nicht fesselnd: Die Story ist weder neu noch innovativ, was Regisseur Doug Liman zu retten versucht, indem er mit Liebe zum Detail inszeniert. Dies zeigt sich vor allem in den Ermittlungen des CIA, der parallel zu Bournes Nachforschungen dem abtrünnigen Agenten auf der Spur zu bleiben versucht. Franka Potente meistert ihren zweiten Hollywood-Auftritt bravourös und verliert auch nicht ihre Identität, hört man sie doch in der Original-Version auf Deutsch schimpfen. Einzig bei Julia Stiles fragt man sich, wozu sie auf der Leinwand auftaucht: Alles in allem ist sie vielleicht fünf Minuten lang zu sehen, dazu noch in einer bedeutungslosen Rolle. Trotzdem: Gute Kampfszenen und Verfolgungsjagden hat "Die Bourne Identität" allemal zu bieten.

Nicole Albiez

Die BOURNE Identität - The Bourne Identity. USA 2002. Regie: Doug Liman. Mit Matt Damon, Franka Potente, Chris Cooper. Verleih: UIP. 118 Min.

Machos mit Make-up

In der neuen amerikanischen Adaption von "Charlies Tante", "Sorority Boys", sorgen Barry Watson, Michael Rosenbaum und Harland Williams nur für eines - und zwar nichts Neues! Die drei Parade-Machos Dave, Adam und Doofer werden ihrer Studentenverbindung verwiesen und müssen, bei einer - wie kann es auch anders sein - radikalen Verbindung von Feministinnen um Asyl bitten. Make-up und Hüftschwung verwandeln sie in Daisy, Adina und Roberta und überzeugen die Kommilitoninnen: Sie werden im Mädchenwohnheim aufgenommen. Von diesem Zeitpunkt an nehmen aberwitzige Verwechslungen, massenhaft Alkohol- und Drogenkonsum, sexistische Witze sowie unschuldige Liebesgeschichten ihren Lauf...

Das alles wäre auch wirklich unterhaltsam, wenn nicht immer die selben aufgewärmten Scherze und vorhersehbaren Pointen, die die einfallslose Story kaum zu tragen vermögen, den Zuseher nach wenigen Augenblicken dazu zwingen würden, nachzudenken, aus welchem Film dieser Scherz nun wieder stammt. Selbst dem enthusiastischsten Fanatiker von Teenie-Komödien a la "Zickenterror" oder "Tomcats" sei geraten, einen Videoabend mit "American Pie" jenem im Kino vorzuziehen, denn Inovation darf man sich von "Sorority Boys" nicht erwarten.

Lukas Grossebner

SORORITY BOYS - Das Sexste Semester. USA 2002. Regie: Wallace Wolodarsky. Mit Barry Watson, Michael Rosenbaum. Verleih: Buena Vista. 94 Min.

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