Ganz Paris träumt ... - Ganz Paris?

Zwei einsame Großstadtwölfe irgendwo um die 30 leben Haus an Haus und Wohnung an Wohnung am Fuß des Montmartre in Paris. Er, Rémy, kommt aus der gebirgigen Provinz, wo Papa und Maman keine Worte für die wirklichen Fragen des Lebens finden – und vor allem den Tod, der auf der Familie lastet, verdrängen. Sie, Mélanie, hat schon ihr Beziehungsleben hinter sich und redet mit ihrer Mutter, die sich mit neuem Partner nach Amiens vertschüsst hat, längst kein Wort mehr.

Von Anfang an ist in Cédric Klapischs („L’Auberge Espagnole“) neuer Komödie „Einsam Zweisam“ klar: Da sind zwei, die einander finden müssen. Dass Rémy und Mélanie sich buchstäblich tagtäglich über den Weg laufen – ob in der Metro oder beim Greißler um die Ecke, der seinen Kunden wirklich noch individuell den richtigen Reis oder die für die jeweilige Person passen Oliven andient oder schlicht und einfach beim Kramen nach dem Schlüssel vor den beiden, nebeneinander liegenden Haustüren –, heißt noch gar nicht, dass sich sich auch begegnen.

Klapisch lässt sich einen Film lang Zeit, um dem Publikum die Antwort zu geben, ob die urbane Einsamkeit in Zeiten von Tinder & Co ganz film-klassisch zu einem Ende kommt. Man erwartet Letzteres zwar, aber ist dennoch nicht wirklich gelangweilt, um diese Schlemihle in Beziehungssachen bei ihren Stolperungen zuzuschauen. Mitunter ist es eine Wendung zuviel, aber unterm Strich gelingt es dem Regisseur, das eigentlich ernste Thema leicht zu halten.

Das liegt durchaus an den Darstellern der beiden Protagonisten: François Civil lässt hinter der Farblosigkeit von Rémy dessen ungestillte Sehnsüchte ebenso aufblitzen wie Ana Girardot, die der rastlosen Mélanie authentisches Leben einhaucht. Romcom nennt man das auf Neudeutsch – vielleicht einen Deut zu lang.