
„Griechenland“: Muttersöhnchen auf mediterranem Selbstfindungskurs
Der Autor Otto Friedrich über die neue Austro-Komödie von Thomas Stipsits – „Griechenland – oder: Der laufende Huhn“.
Der Autor Otto Friedrich über die neue Austro-Komödie von Thomas Stipsits – „Griechenland – oder: Der laufende Huhn“.
I m Vergleich zum KopulationsKlamauk, dem der filmschauspielende Kabarettist Thomas Stipsits in der UN-Soldaten-Klamotte „Baumschlager“ (2016) oder als Callboy im Publikumserfolg „Love Machine“ (2019) frönte, geht es in seinem neuen Spielfilmauftritt „Griechenland“ seriös zu. Unter der Regie von Claudia Jüptner-Jonstorff und Eva Spreitzhofer gibt Stipsits Johannes, den Sohn von Wiener Traditions-Hoteliers (gespielt von Erwin Steinhauer und Mona Seefried), der unter der Fuchtel der Mutter und seiner Verlobten (Katharina Straßer) nur wenig eigene Lebensinitiative entwickelt. Als aber plötzlich das Testament von Johannes’ bis dato unbekanntem Vater auftaucht, der auf einer Kykladeninsel verschieden ist, macht sich Johannes auf ins sonnige Griechenland. Dort versuchen ihm der örtliche Korrupte namens Ilias, der Notar, Bürgermeister und Taxifahrer in Personalunion ist, das Grundstückserbe des Vaters ebenso abzuluchsen wie die rassige Rani (Claudia Kottal). Ilias will eine Ferienanlage aufziehen, um den Tourismus auch auf die einsame Insel zu bringen. Rani hingegen möchte weiterhin ihre uralten Olivenbäume pflegen und eine gescheite Speiseölproduktion auf die Füße stellen. Gottseidank steht die sexuelle Orientierung Ranis einer Dreiecksgeschichte im Weg, sodass Johannes Verlobte vielleicht doch nicht übrigbleibt.
Und für Kabarett-Kollegen Andreas Vitásek sowie für Margarethe Tiesel gibt es in „Griechenland“, der Film trägt den grammatikalisch auffälligen Zweittitel „Der laufende Huhn“, noch eine Rolle als überständiges Hippie-Paar, das die heimische Bevölkerung seit Jahrzehnten nervt: Österreichisches Wohlfühlkino, durchaus flott mit ein paar Anklängen an Massentourismus-Kritik garniert; jedoch ohne wirklichen Tiefgang. Aber der muss ja auch nicht immer sein. Stipsits bezeichnet „Griechenland als seinen bislang „persönlichsten Film“: „Es ist der Film, in dem ich am meisten von mir selbst und meinem Innenleben hergegeben habe. Es gibt auch einige Szenen, die mich beim Spielen und Ansehen dann so berührt haben, weil sich Fiktion und Realität auf eine Art und Weise vermischt haben, dass ich gar nicht anders konnte, als sozusagen den Motor zu schmieren: in Form von vielen, vielen Tränen.“ Man sollte solche Worte cum grano salis nehmen. Denn ein Trauerspiel ist „Griechenland“ gewiss nicht. Aber eine nette Austro-Komödie in meist mediterranem Ambiente.