Hart mit sich selbst

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"Dort oben die Letzten" hieß schon in den frühen 1970ern ein italienischer Bildband über die Gebirgler und ihre Lebensart. Die alte Bäuerin (Ingrid Burkhard) im naturalistischen Drama "Die Einsiedler" besteht darauf, die Allerletzte auf ihrer abgelegenen, maroden Wirtschaft zu sein. "Der Hof wird mit mir zugrunde gehen. Basta." Drei ihrer Kinder sind früh durch eine Lawine zu Tode gekommen. Der letzte überlebende Sohn (Andreas Lust) arbeitet unten im Tal, ohne dort irgendwo Anschluss finden zu können. Nähe scheint daheim als unleistbarer Luxus; dass der greise Vater gestorben und vorm Haus verscharrt ist, muss er sich erst selbst zusammenreimen. "Für uns da oben hat sich noch nie jemand interessiert", wiegelt die Bäuerin jeden Einwand ab. Der Mann muss eben bestattet, das Holz für den Winter gemacht, die Kühe jeden Tag gemolken werden.

"Die Arbeit muss getan werden, wenn sie anfällt", ist der Schlüsselsatz im Spielfilmerstling des aus Kastelruth stammenden Ronny Trocker. Die eigentlichen Ereignisse entzieht er darin dem Blick, um so deren Wirkung nur zu verstärken und mit deren Folgen zu konfrontieren -am Berg wie in der Ebene. Ein Marmor-Bergbau und ein anonymer Wohnblock bilden die Arbeits-und Lebenswelt im Tal, die in seinen Augen nur auf andere Art spröde, wenn nicht grausam ist. Beide untersucht Trocker mit der Intensität eines Dokumentaristen. Vor dieser harten Kulisse ringen seine Charaktere innerlich um jeden Satz - in einem äußerst reifen, für die Zukunft vielversprechenden Debüt.

Die Einsiedler D/A 2016. Regie: Ronny Trocker. Mit Ingrid Burkhard, Andreas Lust, Orsi Tóth. Filmdelights. 108 Min.

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