
Hypnotischer Dschungeltrip
Alejandro Landes spürt in „Monos“ dem Animalischen im Menschen sowie dem Irrsinn des Krieges nach.
Alejandro Landes spürt in „Monos“ dem Animalischen im Menschen sowie dem Irrsinn des Krieges nach.
Auf einem Hochplateau, das durch ein Wolkenmeer von jeder Umwelt abgeschnitten scheint, spielen acht Jugendliche mit verbundenen Augen Fußball. Konzentration ist verlangt, da man sich nur an den Geräuschen orientieren kann. Hautnah vermittelt die ständig sich in Bewegung befindende und nah geführte Kamera die Anspannung der Spieler.
Auf dieser kahlen, baumlosen Ebene erinnern einzig die Ruine eines Turmes bzw. einer Festung sowie eine Mauer an eine einstige Zivilisation. Eine Abfolge von Großaufnahmen der rennenden Jugendlichen deutet hartes Training an, ein Tanz um ein Feuer und gegenseitiges Abklopfen erzeugen nicht nur ein Gefühl von großer Körperlichkeit, sondern auch von archaischem Leben.
Die geografische und zeitliche Datierung beschränkt sich auf „Lateinamerika, Gegenwart“, fern jeden gesellschaftlichen Umfelds spielt Alejandro Landes’ dritter Spielfilm, will parabelhaften Charakter haben, kann aber auch als Anspielung auf den jahrzehntelangen Bürgerkrieg in Kolumbien gelesen werden.
Ein kleinwüchsiger Bote überbringt nicht nur Befehle von der Zentrale, sondern lässt die Jugendlichen, die einzig Kampfnamen wie Wolf, Hund, Lady und Rambo tragen, auch in Reih und Glied antreten. Eine strenge Hierarchie herrscht hier und die Jugendlichen müssen nicht nur eine ausländische Geisel bewachen, sondern auch eine Milchkuh, der kein Haar gekrümmt werden darf.
Als der Bote wieder verschwindet, lösen sich die klaren Strukturen innerhalb der Gruppe aber langsam auf, bis ein feindlicher Angriff die Jugendlichen zwingt, ihren Stützpunkt zu verlassen. Vom Hochplateau zieht sich die Gruppe in den dichten Dschungel zurück, wo man sich bald gegenseitig zu bekämpfen beginnt.
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