
"I Am Greta": Von Greta Thunberg nichts verstanden
Alexandra Zawia über einen Film, der Greta Thunberg nicht gerecht wird.
Alexandra Zawia über einen Film, der Greta Thunberg nicht gerecht wird.
An einem Freitag im Sommer 2018 setzte sich die 15-jährige Greta Thunberg vors schwedische Parlament um, anstatt in die Schule zu gehen, für dringende Maßnahmen zum Klimaschutz zu streiken. Seltsam, dass offenbar bereits der junge Filmemacher Nathan Grossman vor Ort war, der so die ersten Szenen seines Dokumentarfilms „I am Greta“ drehen konnte. Ob und warum Grossman wirklich von Anfang an dabei war – oder ob gewisse Szenen des Films für den Effekt inszeniert sind –, klärt sich nicht. Das ist aber nicht die größte Fehlleistung des Films. Viel stärker fällt ins Gewicht, dass er seine Protagonistin nicht ausreichend ernst nimmt. Grossman darf Greta sehr sorgfältig kuratiert porträtieren. Ganz klar wird, dass Gretas Bewusstsein über die Klimakatastrophe singulär ist – und sie wiederholt daran verzweifelt, damit letztlich „zu niemandem“ effizient durchzudringen. Auch nicht zu Grossman, der seinen Film nämlich so beschließt, als hätte er Greta weder zugehört noch sie wirklich beobachtet, geschweige denn selbst etwas verstanden: euphorisch, leicht und hoffnungsvoll.
Die Autorin ist Filmkritikerin.