Impfkomödie mit Nebenwirkungen

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Für junge Eltern ist die Frage "Impfen ja oder nein?" ein Dauerbrenner, über den man in Kindergärten, auf Spielplätzen und Partys lebhaft diskutiert -zumindest, wenn man in den Bobo-Bezirken europäischer Metropolen zu Hause ist. Das gilt auch für David und Jessica in Berlin-Kreuzberg, bei denen sich bald nach der Geburt ihrer Tochter Zaria ein langwieriger "Impfzwist" entzündet.

Jessica fürchtet Nebenwirkungen und Schäden, David eher die drohenden Infektionskrankheiten. Um den Familienfrieden zu wahren, beginnt der Vater gründlich zu recherchieren. Und als freischaffender Filmer hat er damit zugleich das Thema für seinen Dokumentarfilm gefunden. In seinem Kinodebüt ging David Sieveking der Transzendentalen Meditation auf den Grund ("David wants to fly", 2010), sein zweiter Kinofilm "Vergiss mein nicht" (2013) drehte sich um seine demenzkranke Mutter. Nun trifft er Ärzte, Forscher und Patienten und besucht wichtige Konferenzen und Institutionen im Bereich der Impfmedizin: etwa das Robert Koch-Institut in Berlin, die deutsche Impfkommission (STIKO) oder die WHO in Genf. Vor dem Hintergrund einer netten Beziehungskomödie entsteht so ein relativ vielschichtiges Bild der Impfmeinungen, das der emotional aufgeladenen Polarisierung entgegengehalten werden soll.

Bei der Abwägung von Nutzen und Risiken der Impfstoffe scheiden sich die Geister. Während Impfbefürworter vor einer Rückkehr der Seuchen warnen, befürchten Impfkritiker, dass chronische Krankheiten wie Allergien, Asthma und sogar Krebs mit dem vollen Impfkalender der Kinder in Zusammenhang stehen könnten. Sievekind folgt auch Hinweisen auf problematische Impfstoffe und dem Verdacht der Vertuschung vonseiten der Behörden und Pharma-Industrie, für die es hier weltweit um milliardenschwere Umsätze geht. Richtig spannend wird die Doku in Westafrika, wo der dänische Forscher Peter Aaby Langzeitdaten zur Kindersterblichkeit gesammelt hat. Dass diese durch Nachfolgestudien infrage gestellt werden, wird im Film aber nicht erwähnt. Während sich in den globalen Wohlstandszonen Impfskepsis breitgemacht hat, sind afrikanische Frauen froh, ihre Kinder immunisieren zu können.

Am Ende einigen sich David und Jessica doch noch auf wichtige Impfungen für ihre Kinder. Sieveking versucht, Unterhaltung und Wissenschaft bei diesem heiklen Thema unter einen Hut zu bringen. Das gelingt streckenweise recht gut, wiewohl so manch irritierende These im Raum stehen bleibt.

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