
Inszenierte Monarchie
Johannes Holzhausens Dokumentarfilm „The Royal Train“ bringt die rumänische Version einer königlichen Inszenierung ins Kino – schöner Schein, der aber alte Sehnsüchte bedient.
Johannes Holzhausens Dokumentarfilm „The Royal Train“ bringt die rumänische Version einer königlichen Inszenierung ins Kino – schöner Schein, der aber alte Sehnsüchte bedient.
Was da jährlich auf seinen Routen durch die rumänische Provinz die Bahnhöfe abklappert, ist ein Anachronismus, ein Stück Nostalgie – und zugleich Werkzeug eines Restaurationsversuchs. 1926 bestellte der damalige König von Rumänien, Ferdinand I., in Mailand eine Zuggarnitur, mit Speisewagen, Waggon des Königs, der Königin, Gästewaggon und Personalwaggon. Man reiste und zeigte sich damit im Land. In diesem Zug wurde auch sein Enkel, Mihai I., 1947 von den Kommunisten ins Exil geschickt.
Heute ist er wieder auf den alten Strecken unterwegs: Der österreichische Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen („Das große Museum“) begleitet in „The Royal Train“ die handfeste Fantasieinszenierung rund um Prinzessin Margareta, „Hüterin der Krone“ – mittlerweile, nach dem Tod ihres Vaters, nennt sie sich sogar „Ihre Majestät, Hüterin der Krone von Rumänien“. Der demokratische Staat lässt sie einmal mehr, einmal weniger gewähren.
Überschattet von der bösen Erinnerung an das Ceaușescu-Regime und der bitteren politischen Gegenwart, die die Leute wieder auf die Straße bringt, hat die Vorstellung einer Monarchie wieder durchaus an Anziehungskraft gewonnen. Im Film sieht man, wie beide Seiten sie bedienen, Volk und verhinderte Herrscher. Die angefahrenen Stationen
putzen sich heraus. Kleine Ausstellungen werden aufgebaut, Leute in Landestracht stellen sich zur Begrüßung mit Striezel auf, daneben eine Formation mit altertümlich anmutenden Brustpanzern – „Bitte keine Ehrenbezeugung“ wird ihnen eingeimpft, darin liegt derzeit die Grenze. Obwohl die Monarchin ihren eigenen Oberst dabei hat.
Es ist Nationalfeiertag. Fähnchen werden geschwenkt, royale Büchlein und Fotos von Prinzessin und Gemahl verteilt – es hilft, dass er früher ein bekannter Schauspieler war. Und bei der Abfahrt Minuten später wird gewinkt, bis auch der letzte Schaulustige seine Huldbezeugung zu sehen bekommen hat. „Ich dachte, das ist ein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte“, sträubt sich eine Bahnhofsvorsteherin – es wird gerade wieder geöffnet.
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