Jean Seberg

"Jean Seberg – Against All Enemies": Ahnungslos. Respektlos.

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Alexandra Zawia über Benedict Andrews' Filmbiografie über Jean Seberg.

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Alexandra Zawia über Benedict Andrews' Filmbiografie über Jean Seberg.

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Wahrscheinlich könnte man über das zu kurze Leben der Schauspielerin Jean Seberg einen guten Film machen. „Jean Seberg – Against All Enemies“ von Regisseur Benedict Andrews ist es nicht. Geradezu erstaunlich wirkt Andrews’ scheinbare Ahnungslosigkeit, mit Respekt über eine Frau zu erzählen, ohne sich an ihrer Nacktheit (wörtlich wie metaphorisch) zu weiden. Die Amerikanerin Seberg, die in den 1960ern durch ihre Zusammenarbeit mit Otto Preminger und Jean-Luc Godard zum Liebling der Nouvelle Vague wurde, lernte mit Ende zwanzig in den USA einen schwarzen Aktivisten kennen, der sich in der neu gegründeten Black-Panther-Bewegung engagierte. Sie begannen eine Affäre, und Seberg fing an, die Bewegung zu unterstützen. Dadurch geriet sie ins Visier des FBI.

Seberg wurde fortan penibel überwacht, und ein Team unter J. Edgar Hoover startete eine beispiellose Schmutzkampagne gegen sie, die Seberg in den psychischen Ruin trieb. Am 8. September 1979 fand man ihre nackte Leiche, in eine Decke eingewickelt, zwischen dem Vorder- und dem Rücksitz ihres Autos. Aufgeklärt wurden die Umstände ihres Todes nie. Andrews legt seinen permanent überbelichteten Film in zwei ineinandergreifenden Handlungssträngen an, die vorhersehbar kulminieren. Auf der einen Seite seine Seberg, ein labiles Persönchen, das sich jedem Mann an den Hals wirft und versucht die Welt zu verbessern, aber tragisch daran scheitern muss. Auf der anderen Seite ein FBI-Agent im Team Hoovers, den sein Gewis - sen plagt, eine Frau systematisch zu zerstören.

Kristen Stewart als Seberg tut ihr Möglichstes, aus der manierierten, starr melodramatischen Schablone ihrer Figur herauszuspielen, doch das kann gar nicht gelingen. Immer wieder muss Seberg mit dem Aktivisten schlafen, ohne Rock oder ohne Oberteil umherlaufen und stets die vorwiegend auf sie herabblickende Kamera sich an ihren großen Augen ergötzen lassen. Dabei hat sie Sätze zu sagen wie: „Ich möchte etwas verändern“ und „Ich unterstütze die Panthers“, für alle, die es eventuell nicht kapieren. Nicht vergessen, den „fuck wire“ zu legen, lässt Andrews in einer Szene einen FBI-Agenten scherzen, den Draht in das Schlafzimmer der Abzuhörenden. Eine „lustige“ Assoziation zu Andrewsʼ Film.

Die Autorin ist Filmkritikerin.

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