Jenseits von Disney World

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In unmittelbarer Nachbarschaft zu Disney World spielt Sean Bakers "The Florida Project", doch das Leben der drei sechsjährigen Kinder Moonee (Brooklynn Prince), Scooty und Jancey ist diametral entgegengesetzt zu dieser Märchenwelt. Mit ihren Müttern wohnen sie in einer heruntergekommenen Motelanlage an einer Ausfallstraße von Orlando. Väter gibt es keine, prekär sind die Lebensbedingungen. Während Scootys Mutter als Bedienung in einem Diner den Lebensunterhalt verdient, finanziert Moonees Mutter, die selbst noch ein halbes Kind und unfähig ist, Verantwortung zu übernehmen, die Miete mit krummen Touren. Baker moralisiert aber weder noch wird sein Film, der in der innigen Mutter-Kind-Beziehung wie in den prekären Verhältnissen an Adrian Goigingers "Die beste aller Welten" erinnert, zum tristen Sozialdrama. Vielmehr zeigt der 47-jährige Amerikaner, wie die Kinder trotz finanzieller Misere die Umwelt mit ihrer Fantasie und Lebensfreude zu einem Abenteuerspielplatz machen.

Großartiger Willem Dafoe

Mitreißende Kraft entwickelt "The Florida Project" durch seine frische, unverbrauchte Erzählweise, bei der Baker auf eine Hollywood-Dramaturgie verzichtet und sich weitgehend auf die bestechende quasidokumentarische Schilderung des Alltags verlässt. Getragen aber wird dieser ganz aus Kinderperspektive erzählte Film, der auch durch die kräftigen Bonbonfarben Lebensfreude ausstrahlt, von den drei herausragenden kleinen Hauptdarstellern, die völlig ungezwungen und echt spielen, sowie einem großartigen Willem Dafoe, der als Manager der Anlage neben seiner Arbeit immer auch ein Auge für die Kinder hat, Verständnis für sie zeigt und sie vor Gefahren schützt.

The Florida Project USA 2017. Regie: Sean Baker. Mit Willem Dafoe, Brooklynn Prince, Thimfilm. 115 Min.

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