The Princess - Filmszene - © Foto: Polyfilm

Lady Di, seriös erinnert

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Ein Film auch für Leute, die an Klatschberichterstattung wenig finden.

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Ein Film auch für Leute, die an Klatschberichterstattung wenig finden.

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Sie war die zu ihrer Zeit meistfotografierte Frau der Welt und wurde schließlich von einer Meute von Pressefotografen zu Tode gehetzt. Als sie im August 1997 bei einem Autounfall auf der Flucht vor skrupellosen Paparazzi ums Leben kam, war die Weltöffentlichkeit geschockt und Großbritannien versank in Trauer, es kochte aber auch Hass gegen das Königshaus und die Boulevardpresse hoch. Der aktuelle Dokumentarfilm „The Princess“ erzählt Lady Dianas Geschichte von jenem Moment an, an dem die schüchterne 19-Jährige beim Einstieg in ihren orangen Kleinwagen von einem Kamerateam auf die Gerüchte angesprochen wird, sie werde sich mit dem britischen Thronfolger Charles verloben. Das Besondere an dem Film ist, dass er ausschließlich zeitgenössisches Archivmaterial – Nachrichtensendungen, Reportagen, TV-Interviews, Talkshows aus den 1980er und 1990er Jahren – verwendet. Auch alle Stimmen aus dem Off stammen von damals. Der Verzicht auf einen Erzähler und auf Expertenkommentare von heute war eine weise Entscheidung: Die historischen Bilder und O-Töne sprechen für sich und machen die Geschichte lebendig und authentisch. Hin und wieder ist der Dokumentarfilm mit Musik unterlegt, die dem Ganzen eine unbehagliche Note hinzufügt. Denn Dianas Leben war ein Leben im Ausnahmezustand. Die scheinbar einem Märchenbuch entsprungene Prinzessin, bildhübsch, sympathisch und umgänglich, brachte die britische Volksseele in Wallung und ließ die Boulevardpresse jeglichen Anstand vergessen. Die Geburt der beiden Prinzen William und Harry, die ersten Anzeichen der Krise und schließlich die Zerrüttung der Ehe wurden von den Medien in beispielloser Manier ausgewälzt. Auch nach der Trennung von Charles, als Lady Di zur global umtriebigen Wohltätigkeitsaktivistin wurde, waren immer und überall Kameras auf sie gerichtet. Filmmaterial gibt es also genug. In Kombination mit einer geschickten Montage war dies die perfekte Grundlage für einen Film, der nicht nur historische Tatsachen nacherzählt. Großartig, wie die Bilder einer Treibjagd, an der Prinz Charles teilnimmt, nicht nur die Entfremdung zwischen ihm und seiner Ehefrau auf den Punkt bringen, sondern auch deren späteres Schicksal vorwegnehmen. Ein empfehlenswerter Film, auch für Leute, die sonst nichts für Klatschspaltenberichte übrighaben.

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