Auf alles was uns glücklich macht - © Polyfilm

Leidenschaftliches Fresko über die Freundschaft – „Auf alles, was uns glücklich macht“

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In seinem emotional mitreißenden Kino weckt Regisseur Gabriele Muccino Erinnerungen an die italienische Filmgeschichte.

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In seinem emotional mitreißenden Kino weckt Regisseur Gabriele Muccino Erinnerungen an die italienische Filmgeschichte.

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Gabriele Muccino begleitet vier Freunde von den 1980er Jahren über vier Jahrzehnte bis ins Jahr 2020. Mit mitreißendem Schwung beschwört der italienische Regisseur die Leidenschaftlichkeit und die Lebenslust der Jugendlichen – und lässt seine vier Protagonisten anschließend unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Sie verlieren sich aus den Augen, begegnen sich dann doch wieder, und während der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Giulio (Pierfrancesco Favino) als erfolgreicher Anwalt seine Ideale verrät und Wohlstand über soziale Verantwortung stellt, versucht Paolo (Kim Rossi Stuart) als Lehrer, Jugendlichen Kultur und Bildung zu vermitteln.

Die weltpolitischen Ereignisse wie der Fall der Berliner Mauer, der Terroranschlag von 9/11 oder wichtige Momente der italienischen Geschichte werden nur sehr bruchstückhaft zur zeitlichen Verankerung mit den privaten Schicksalen verknüpft. Im Zentrum stehen die vier Freunde. Dynamisch treibt Muccino die Handlung voran, indem er leichthändig zwischen ihnen wechselt, bald diesem, bald jenem folgt und sie auch mehrfach direkt in die Kamera sprechen lässt – und damit Einblick in ihre Gedanken bietet. Auch die Handlung wird mitunter locker gerafft.

Durch den empathischen Blick und den erzählerischen Schwung ist Muccino nicht nur mitreißendes Erzählkino gelungen, gezielt weckt er auch Erinnerungen an die italienische Filmgeschichte. Wie er inhaltlich an Ettore Scolas „Wir hatten uns so geliebt“ anknüpft, in dem vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu den 1970er Jahren von der Freundschaft eines Quartetts erzählt wird, so wird auch explizit die legendäre Trevi-Brunnen-Szene aus Fellinis „La dolce vita“ zitiert. Auch die Dominanz von warmen Farben, viel Italianità und ein großartiger Soundtrack sorgen dafür, dass man sich in den Film hineinverlieren kann.

Nicht zu übersehen ist allerdings auch, dass aufgrund der Fülle auf der zeithistorischen sowie der privaten Ebene vieles nur angerissen und wenig ausformuliert wird. Angesichts der emotionalen Kraft sieht man aber locker über die kleine Schwäche dieses leidenschaftlichen Freskos über das Leben und den Wert der Freundschaft hinweg.

Der Autor ist freier Filmjournalist.

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