Luzifer - Filmszene - © Stadtkino

Luzifer - „Wo ist der Teufel?“

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In Peter Brunners neuem Film „Luzifer“ spielt Franz Rogowski einen Kaspar-Hauser-artigen Mann, der mit seiner streng gläubigen Mutter abgeschirmt in einer Almütte lebt.

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In Peter Brunners neuem Film „Luzifer“ spielt Franz Rogowski einen Kaspar-Hauser-artigen Mann, der mit seiner streng gläubigen Mutter abgeschirmt in einer Almütte lebt.

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Wo ist der Teufel?“, fragt Maria (Susanne Jensen) in Peter Brunners neuem Film „Luzifer“ immer wieder. Mal klingt das, als hätte sie ihn gedankenverloren irgendwo abgestellt, mal klingt es wie ein bewusst provoziertes Katz-und-Maus-Spiel mit ihrem Sohn Johannes (Franz Rogowski), ein ganz junger Erwachsener, der in der Einöde, in der er seit seiner Geburt mit Maria lebt, nie wirklich sprechen gelernt hat.

Maria sucht den Teufel und sucht ihn nicht, flieht vor ihm und beschwört ihn, jedenfalls kann sie sich, so oder so, da oder dort, seiner nicht entziehen. Sie hat es versucht und ist auf den fast höchsten Punkt eines schroffen Berges gezogen, auf eine unwirtliche kleine Alm. Dort hält sie ein paar magere Kühe, die unweit eines dräuenden Tümpels auf von Flechten und Steinen durchzogen Wiesen stehen.

Aus einem toten Baum lugt eine verkohlte Madonna hervor, Schlangen kriechen über die Wurzeln und in den gewaltigen Gipfeln der Alpen liegt eine Höhle, von der besonders für Johannes ein dunkler Sog auszugehen scheint.

Bilder einer Schreckenswelt

Es sind tief verwurzelte, besonders im Horror-Genre pervertierte, oft gebrauchte Bilder einer katholischen Schreckenswelt, die bei Brunner größtenteils aber mehr erzeugen als eine standardisierte Ikonografie.

Ein nahezu perfekt changiertes Tempo (Schnitt: Brunner mit Sebastian Longariva), die losgelöste, nie irrige Kamera von Peter Flinckenberg und die außerordentliche Musik von Tim Hecker erschaffen eine nebelverhangene, herbstbraune Welt, die kein Idyll ist und kein Lebensquell und die sich nur durch die Augen von Johannes manchmal gar schillernd dunkelgrün oder lodernd abendrot in ihrer absolut freien, in diesem Sinne gleichgültigen Schönheit zeigt. Eine gewaltige atmosphärische Umgebung, die über die faktische Landschaft hinaus eine Repräsentationen innerer Zustände, aber auch individueller Zugänge ist. Gleich einer unberechenbaren Prophezeiung.

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