Feingold - © Stadtkino

„Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“: Gesicht des Überlebens

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Was der 105-jährige Protagonist in „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“ erzählt, ist Oral History vom Feinsten. Und ein Zeitzeugnis ersten Ranges.

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Was der 105-jährige Protagonist in „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“ erzählt, ist Oral History vom Feinsten. Und ein Zeitzeugnis ersten Ranges.

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Z u den eindrucksvollsten Erfahrungsmomenten bei „Marko Feingold – Ein jüdisches Leben“ gehört das Wissen, hier einem 105-Jährigen zuhören zu dürfen, der in aller Klarheit aus seinem Leben erzählt. 1913 wurde Marko Feingold geboren, 2019 ist er in Salzburg verstorben, und in den 106 Jahren dazwischen hat er viel er- und vor allem: die Schoa überlebt. Als lebendiges Gewissen des Landes, zuletzt als Zeitzeuge der Zeitzeugen zog er durch Schulen und Vortragssäle des Landes. Und dass ihm nun auch filmisch ein Denkmal gesetzt wird, ist mehr als billig. Von Karl Renner abwärts wollte das Nachkriegsösterreich seinesgleichen nicht „zurückhaben“: Als sich Feingold 1945 mit anderen Österreichern aus dem befreiten KZ Buchenwald in drei requirierten Bussen gen Heimat aufmachte, verhinderte die Wiener Regierung die Rückkehr. Feingold blieb in Salzburg hängen und baute sich dort seine neue Existenz auf. Dass er in den ersten Nachkriegsjahren dabei auch für 100.000 Juden die Flucht aus Deutschland über den Krimmler Tauern nach Italien organisierte, damit diese weiter nach Palästina konnten, ist nur eine der Episoden eines exzeptionellen Lebens.

Ein exzeptionelles Leben

Oral History vom Feinsten stellt „Ein jüdisches Leben“ dar. Gespannt, berührt und getroffen nimmt man als Zuschauer an diesem Leben teil. Wobei weder Feingold noch die Filmemacher den Protagonisten zu einem hehren Helden stilisieren – ein Lebemann, mitunter ein Filou tritt einem da entgegen. Einer, den das Schicksal geschlagen hat und auch wieder durchkommen ließ: Mit seinem Bruder (der die Schoa nicht überlebte) kam Feingold unmittelbar zum Anschluss aus Italien, wo beide als Vertreter gearbeitet hatten, nach Wien, um ihre Pässe erneuern zu lassen. Die neuen Herren an der Donau bedrohten die beiden Juden vom ersten Augenblick an – mit gefälschten Papieren gelang die Ausreise nach Prag, von dort wurden sie nach Polen abgeschoben, kehrten nach Prag zurück – und landeten letztendlich im KZ.

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