Master Cheng

"Master Cheng in Pohjanjoki": Das "Fremde" als rettende Lichtgestalt

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Heidi Strobl über "Master Cheng in Pohjanjoki" von Regisseur Mika Kaurismäki.

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Heidi Strobl über "Master Cheng in Pohjanjoki" von Regisseur Mika Kaurismäki.

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Mika Kaurismäkis Film „Master Cheng in Pohjanjoki“ singt das Lob der traditionellen chinesischen Küche. Nicht nur nährt sie die Seele und bringt die trägen Körper des „reichen Westens“ in Schwung. Sondern selbstverständlich öffnet sie damit auch die Herzen, besonders wenn sie in Gestalt des Meister Cheng auftritt.

Eines Tages steht der bescheidene und höfliche Koch nebst Sohn im idyllischen Lappland in der Tür einer Dorf-Gaststätte. Für die Gastfreundschaft der Wirtin kann er sich revanchieren, als eine Schar chinesischer Touristen das Dorf heimsucht. Mit seiner abwechslungsreichen Kost beglückt er sowohl seine Landsleute als auch allmählich das ganze Dorf. Die Gaststätte floriert.

Kaurismäki folgt dem Trend, im Dorf eine schöne Welt abseits des Globalisierungstrubels anzusiedeln, es zum heilsamen Labor zukunftsweisenden Verhaltens zu machen. Auch wenn die Geschäfte daniederliegen, sind die Zustände vom warmen Licht der Mitternachtssonne beschienen. Die Seen sind rein, die sozialen Beziehungen intakt.

Doch, so liebenswürdig Kaurismäki seine Charaktere auch zeichnet, man vermisst den Biss. Dass sein Film wie die beschriebene Küche immer zum Gleichgewicht strebt, wirkt auf die Dauer doch fad, zumal er mit den beiden Hauptfiguren zugleich das autoritäre China und den liberalen Westen verbindet. Wieso lässt sich die Wirtin, ohne zu murren, das Zepter in ihrer Küche aus der Hand nehmen?

Kaurismäki zeigt nur die Umkehrung, wenn er das „Fremde“, um seiner Abwertung entgegenzutreten, zur rettenden Lichtgestalt erhöht.

Die Autorin ist freie Filmkritikerin.

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