Mauthausen - © Foto: CEE Films

„Mauthausen“: Leben mit schwerer Vergangenheit

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Simon Wieland nähert sich in "Mauthausen - Zwei Leben" den Schrecken des Konzentrationslagers.

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Simon Wieland nähert sich in "Mauthausen - Zwei Leben" den Schrecken des Konzentrationslagers.

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Während die großen Kinoproduktionen zunehmend auf Streamingplattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ ausweichen, trifft es kleine Opera, für die die Programmkinos die cineastische Öffentlichkeit bilden, besonders hart. Der VOD ­Club, in dem heimische Produzenten und Programmkinos ihre Filme via Streaming anbieten, ist ein Versuch, nun auch wegen der Pandemie nicht angelaufene Streifen unter die Leute zu bringen. Der Dokumentarfilm „Davos“ ist ebenso ein Beispiel dafür wie Simon Wielands „Mauthausen – Zwei Leben“. Dieser Film, der am 20. Oktober 2020 auf dem Jüdischen Filmfestival Wien seine Premiere hatte, sollte ab 22. Oktober in die Kinos kommen. Doch der bald darauf ausgerufene Lockdown, machte auch diesem Unterfangen einen Strich durch die Rechnung.

Den Holocaust­-Gedenktag am 27. Jänner nahm das „LET’S CEE Film Festival“ zum Anlass, den Film über Video on Demand (VOD) zugänglich zu machen. Simon Wieland, der bereits beachtete Dokumentarfilme über die sowjetische Besatzung im Weinviertel („Die Russen kommen“, 2011) oder den Brünner Todesmarsch („Nemci ven! Deutsche raus!“, 2015) vorgelegt hat, nähert sich in „Mauthausen – Zwei Leben“ den Schrecken des Konzentrationslagers auf österreichischem Boden über die Erzählungen zweier Protagonisten. Der eine ist der Mauthausener Franz Hackl, Jahrgang 1927, der in einem dem KZ angeschlossenen Betrieb als Schlosserlehrling tätig war. Der andere, Stanisław Leszczyński, Pole und fünf Jahre älter als Hackl, war von 1943 bis zur Befreiung im Mai 1945 Häftling im KZ.

Innerhalb und außerhalb des KZ

Wenige Monate nach Drehschluss 2017 verstarb Leszczyński, der nach dem Krieg in Polen ein bekannter Radiologe war, im 95. Lebensjahr. So ist der Film auch zum letzten Zeitzeugnis dieses Mannes geworden, der bereits erkennbar sehr krank ist. Einen Teil der Interviews musste Wieland dann auch in Polen führen, und Leszczyński konnte seine Erzählungen nur mehr auf Polnisch zu Ende bringen, weil er schon zu schwach war. All das verleiht dem Film ein eigentümliches Flair, das ursprünglich so kaum intendiert war.

Den Großteil drehte Wieland im Winter im ehemaligen KZ (das zu dieser Jahreszeit geschlossen ist). Er versucht aber keineswegs, ein „ästhetisches Werk zu liefern, weil die Geschichten, die seine beiden Protagonisten (die einander nie persönlich getroffen haben) erzählen, sich jedweder Ästhetisierung entziehen. Handkamera, mitunter ein unverständlicher Ton, der durch Untertitel verständlich gemacht werden muss. Das klingt aber nur nach filmischer Unbill. Denn dieses Setting hatte zur Folge, dass die Unmittelbarkeit der Erzählungen von draußen und von drinnen im Lager erst richtig zur Geltung kommt. Es gibt mittlerweile ja mehr als genug filmische Zeugnisse über die Schoa. Aber Simon Wielands „Mauthausen – Zwei Leben“ erweist sich als stille, eindrückliche Auseinandersetzung, die den Zuschauer mit in ein Geschehen nimmt, das nie wieder Wirklichkeit werden soll.

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