Medienpolitik in Österreich

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Der eine klagt: "Man will den unmündigen, kritiklosen und verängstigten Staatsbürger." Der andere sagt: "Es gibt Menschen, die ein bisschen fettleibig sind und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf der Couch sitzen, sich zurücklehnen und wirklich gerne unterhalten werden." Beiden Sprücheklopfern gemeinsam ist, dass sie hinter Österreichs größten Privat-TV-Sendern stehen. Denn das erste Zitat über die politischen Parteien stammt von Dietrich Mateschitz, dem Chef von Red Bull. Dessen Media House gehört ServusTV. Für den zweiten Satz über das Publikum des Patschenkinos ist Thomas Ebeling verantwortlich, der Vorstandsvorsitzende von ProSieben-Sat.1. Im Eigentum dieses zweitgrößten europäischen Fernsehkonzerns befinden sich auch Puls 4 und ATV.

Nun tritt Ebeling wegen seiner abfälligen Bemerkung zurück, und Dietrich Mateschitz (73) hat laut Manager Magazin ein Nachfolgeproblem. Unterdessen prallen bei den Koalitionsverhandlungen zum Medienkapitel wie eh und je Interessen des öffentlichrechtlichen Rundfunks auf die Anliegen der Zeitungsverleger. Die neuen starken Mitspieler aus dem Privat-TV haben derzeit andere Sorgen -auch wenn Markus Breitenecker, der Chef von Puls 4/ATV gern seine operative Eigenständigkeit betont. Strategie ist Chefsache. Und die Chefs des österreichischen Filialleiters sitzen in München-Unterföhring.

Diese Anekdoten erinnern daran, dass zu späte Zulassung von Privatfernsehen die bislang letzte große Sünde einer vermeintlichen Medienpolitik in Österreich war. Die Sorge ist groß, dass nun ein ebenso großes Versäumnis für die nationale Identitätswahrung in der digitalen Ära folgt. Die Hoffnungen liegen vor allem auf den ÖVP-Verhandlern Gernot Blümel und Ex-VÖZ-Präsident Hans Gasser, dass ihr großer Medienhorizont Vorrang gegenüber parteipolitischer Kurzsichtigkeit behält.

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