Holy Spider - still - © Foto: Alamode

Misogyne Gesellschaft

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Ali Abassi schuf mit seinem im Iran spielenden Serienkiller-Thriller „Holy Spider“ ein düsteres Filmerlebnis, das angesichts der aktuellen Proteste im Iran noch bedrückender wird.

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Ali Abassi schuf mit seinem im Iran spielenden Serienkiller-Thriller „Holy Spider“ ein düsteres Filmerlebnis, das angesichts der aktuellen Proteste im Iran noch bedrückender wird.

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Vier Jahre nach seinem international gefeierten Genre-Mix „Border“ meldet sich der in Dänemark lebende Iraner Ali Abassi mit einem Serienkillerfilm zurück. Inspirieren ließ sich der 41-Jährige von einer realen Mordserie in der Pilgerstadt Maschhad, 16 Prostituierte fielen um die Jahrtausendwende in der mit drei Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt des Iran, die mit dem Schrein des Imams Reza eine wichtige heilige Stätte der Schiiten ist und jährlich von rund 20 Millionen Touristen und Pilgern besucht wird, einem Serienkiller zum Opfer. In Parallelmontage folgt Abassi einerseits einer Journalistin, die zu dem Fall recherchiert, andererseits auch dem Killer, der nach außen das Leben eines biederen Familienvaters führt, nachts aber immer wieder durch die Straßen zieht und Prostituierte in seine Wohnung lockt.

Einiges wird dem Zuschauer mit der detailreichen und drastischen Schilderung der Morde zugemutet. Distanz ist dabei unmöglich, denn eine hautnah geführte Kamera und ein starkes Sounddesign ziehen unmittelbar ins Geschehen hinein. Zwischentöne sind nicht Abassis Sache. Klar sind die Positionen verteilt. Plakativ und wütend rechnet er im Gewand eines zwar konventionellen, aber packenden Thrillers mit der Misogynie der iranischen Gesellschaft ab, die auf beiden Handlungsebenen herausgearbeitet wird. Da will man auf der einen Seite der allein reisenden Journalistin nicht nur das Hotelzimmer verweigern, sondern auch die Polizei verhält sich ablehnend ihr gegenüber. Auf der anderen Seite sieht sich der Killer voll im Recht, glaubt er doch, mit seinen Morden einen „Dschihad gegen die Sittenlosigkeit“ zu führen. Dass er dafür vom Volk als Held gefeiert wird, macht diesen von düsteren Nachtszenen und schäbigen Locations bestimmten Film, der angesichts der aktuellen Proteste im Iran brandaktuell ist, noch bedrückender.

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