MonaLisaBloodMoon - © Foto: Polyfilm.

Mona Lisa, Blood Moon und Wohltuender Optimismus

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„Mona Lisa and the Blood Moon“: Ana Lily Amirpours dritter Film, eine herzerwärmende Geschichte aus einer postapokalyptischen Welt.

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„Mona Lisa and the Blood Moon“: Ana Lily Amirpours dritter Film, eine herzerwärmende Geschichte aus einer postapokalyptischen Welt.

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Eine junge Frau mit telekinetischen Fähigkeiten bricht gewaltsam aus dem Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Einrichtung aus und irrt durch eine Welt, deren Mechanismen ihr nach jahrelanger Isolation völlig fremd sind. Dieser Plot lässt eher einen bedrückenden Horrorfilm erwarten. „Mona Lisa And The Blood Moon“ entpuppt sich aber als packendes und berührendes Fantasy-Märchen, das einen wohltuenden Optimismus versprüht. Dass der dritte Spielfilm von Regisseurin Ana Lily Amirpour bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt wurde, lässt bereits erahnen, dass es sich nicht um übliche Genre-Kost handelt. Ungewöhnliche Perspektiven, verzerrte Bilder, viele Weitwinkel-Aufnahmen sorgen für eine ganz eigene Optik. Obwohl die Handlung eindeutig in der Gegenwart angesiedelt ist, entfaltet sich dennoch eine coole Retro-Atmosphäre. Das liegt unter anderem an den immer wiederkehrenden, unwirklich wirkenden Aufnahmen des Vollmondes, die das klassische Horrorkino zitieren, den die Bilder dominierenden Neonfarben der 1980er und 1990er und vor allem am Soundtrack, einer wilden und dennoch stimmigen Mischung aus Elektro, Techno, Metal und Post-Punk. Es ist ein hypnotischer Streifen, der den Zuseher von der ersten Sekunde an hineinzieht, extrem spannend, obwohl so gut wie nichts dabei ist, was sich als „Action“ bezeichnen ließe – am ehesten noch eine der wohl langsamsten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte: ein Polizist auf Krücken verfolgt eine Frau mit Extrem-High-Heels. Auch die Schauspieler sind einfach umwerfend: Jeon Jong-seo in der Titelrolle als eine Art weiblicher Kaspar Hauser, die zwar die Kontrolle über die Körper anderer übernehmen kann, aber nun lernen muss, ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen; Kate Hudson als Stripperin Bonnie, die Mona Lisa zunächst hilft, aber dann benutzt, um unschuldigen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen; Craig Robinson als brummbäriger, von seinen Kollegen nicht ganz ernst genommener Polizeibeamter, der sich pflichtbewusst an die Fersen der entflohenen Gefangenen heftet; und schließlich Evan Whitten als Bonnies neunjähriger, lebenskluger Sohn, dessen Freundschaft für Mona Lisa zum Schlüssel für den Neuanfang wird. Eine herzerwärmende und fesselnde Geschichte aus einer postapokalyptisch anmutenden Welt, in der sich trotz des Verschwindens jeglichen sozialen Zusammenhalts noch immer Reste von Menschlichkeit erhalten haben – auch an Orten und bei Menschen, von denen man es nicht vermuten würde.

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