Die 15-jährige Aïssatou macht sich gegen Zwangsverheiratungen stark. - © Filmladen

"Morgen gehört uns": Kinder wollen ernst genommen werden

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Rudolf Preyer über den Film "Morgen gehört uns (Demain est à nous)" unter der Regie von Gilles de Maistre

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Rudolf Preyer über den Film "Morgen gehört uns (Demain est à nous)" unter der Regie von Gilles de Maistre

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Vielleicht wisst ihr es noch nicht – aber wir Kinder retten gerade die Welt“, sagt der peruanische Bub und Sozialunternehmer José (13). Für bald 3000 Schüler hat er ein Bankkonto eingerichtet – die Kinder müssen im Gegenzug sechs Kilogramm Altpapier monatlich abliefern; ein Entsorger nimmt José die Papiermengen ab, was für die Overhead-Kosten der Sozialbank verwendet wird.

Wir sehen die 15-jährige Aïssatou, wie sie die Polizei dazu veranlasst, die Braut mitten aus dem Autokonvoi herauszuholen: Aïssatou macht sich gegen Zwangsverheiratungen guineischer Mädchen stark. So heißt es in ihrem O-Ton, dass – ungeachtet eines entsprechenden gesetzlichen Verbots – etwa zwei von drei Mädchen vor dem 18. Geburtstag verheiratet werden, jedes vierte sogar vor dem erreichten 15. Lebensjahr. „Arthur, du kannst nicht den Schmerz von allen mittragen“, ermahnt ihn die Mutter. Dieser entgegnet: „Bloß, weil wir nicht allen helfen können, sollten wir nicht wegschauen.“ Der 10-Jährige kümmert sich um Obdachlose in der nordfranzösischen Stadt Cambrais. Arthur malt – und mit dem Erlös der verkauften Bilder besorgt er Lebensmittel; zuvor fragt er immer seine erwachsenen Schützlinge: „Was braucht ihr?“

Diese hervorgehobenen Beispiele zeigen: Manche Kinder warten nicht, bis die Erwachsenen etwas tun. Erfreulicherweise werden auch Zweifel in Gilles de Maistres rührigem, aber sehenswerten Dokumentarfilm zugelassen. So versichert der Vater von José, dass er ihn keineswegs zwinge, weiterzumachen (wie es etwa sogar seine eigene Mutter vermutet). Ein anderes Kind insistiert: „Wir wollen ernstgenommen werden – auch und gerade in unserem sozialen und ökologischen Engagement.“ Kinder können mehr als nur spielen, so José, der fast beiläufig die „gute Nachricht“ (und auch den Filmtitel) erklärt: „Morgen gehört uns die Welt!“

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