Mrs Harris. - © Universal

„Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“: Märchenhafte Unsichtbare

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Die Figur der Kriegswitwe Ada Harris ist ein beliebter Stoff aus dem Stilfundus der 1950er Jahre.

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Die Figur der Kriegswitwe Ada Harris ist ein beliebter Stoff aus dem Stilfundus der 1950er Jahre.

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Von ansteckender Liebenswürdigkeit ist die Figur der Ada Harris, die Paul Gallico ab den späten 1950er Jahren vier Bücher lang Abenteuer erleben ließ. Schon oft bot sie Stoff für Filme, ein Musical, ja sogar für eine ganze von Peter Weck inszenierte Fernsehreihe mit der unvergessenen Inge Meysel.

Die jüngste Inkarnation, „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“, nimmt sich – wie viele vor ihr – des allerersten Romans an: Klein und bescheiden sind die Wünsche der Kriegswitwe Ada Harris, die als Putzfrau ihr Auskommen findet. Eines Tages jedoch erblickt sie bei einer feinen Herrschaft einen Traum aus Blümchen und Pailletten. 500 Pfund koste diese Schöpfung von Dior, sagt man ihr, eine astronomische Summe, die sie sich vom Mund abzusparen beginnt. Selbst als sie nach Glücksfällen und Rückschlägen das Geld beisammen hat und nach Paris reist, scheint noch lange nicht sicher zu sein, ob sie ihr Kleid bekommt.

Mit dem Motto „Invisible Mending“ wirbt Mrs. Harris für ihre Putzdienste, und genau das ist sie für die meisten: unsichtbar. Der kräftig aus dem Mode- und Stilfundus der Epoche schöpfende Film macht das zum stakkatohaft wiederholten Leitmotiv, das er bei allem und jedem verortet. Dramaturgisch ist er keineswegs subtil, sondern eher bemüht, auf seinem absehbaren, märchenhaften Weg etliche Volten zu schlagen: Kitsch bleibt hier weder visuell noch musikalisch ausgespart. Das heißt aber nicht, dass „Mrs. Harris“ keinen Charme entwickelt, doch der Film schafft es einzig und allein über einige wenige Darsteller(innen), allen voran die Britin Lesley Manville in der Titelrolle. Dank ihr will man, dass diese unscheinbare, gute Dame ihr Kleid bekommt – und träumt ein bisschen mit, wenn sie mit ihrer Offenherzigkeit die Snobs dieser Welt bekehrt.

Der Autor ist Filmkritiker.

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