Geschichten vom Franz - © Constantin

Nöstlinger-Stoff im Jetzt verankert – „Geschichten vom Franz“

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Der wichtigste Zug der Romane von Christine Nöstlinger prägt auch den Film von Johannes Schmid: Gutmütigkeit.

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Der wichtigste Zug der Romane von Christine Nöstlinger prägt auch den Film von Johannes Schmid: Gutmütigkeit.

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Wenige Monate vor ihrem Tod 2018 erklärte die berühmte Christine Nöstlinger, warum sie mit dem Schreiben aufgehört hatte: einerseits weil ihre eigene Kindheit mittlerweile eine historische sei, andererseits: „Wie soll ich denn wissen, was Kinder bewegt, wenn sie einen halben Tag lang über dem Smartphone sitzen?“ Auch bei der Kinofassung ihrer „Geschichten vom Franz“ hat man sich dazu Gedanken machen müssen.

In der Jetztzeit kommen dessen Abenteuer nicht um Handy und Co herum, denn der Kreis der Bezugspersonen hat sich dorthin erweitert.

Der neunjährige Knirps, der wegen seiner blonden Locken immer noch manchmal für ein Mädchen gehalten wird und dessen Stimme piepsig ist, wenn er nervös wird, versucht aus den Videos von Online-Macho Hank Haberer zu lernen, wie man ein echter Mann wird.

Leicht wird es für Franz trotz Hilfe seiner besten Freunde Gabi und Eberhard nicht, denn schon der finstere Keller in seinem Haus lehrt ihn das Fürchten. Der wichtigste Zug der Nöstlinger-Romane prägt auch den Film von Johannes Schmid: Gutmütigkeit. Sie strahlt aus vielen Figuren, auch wenn sie äußerlich gerade Furcht einflößen, aus dem sommerlichen Wien, das die Kulisse bietet und damit liebäugelt, am Meer zu liegen, und genauso aus den aufmunternden Songs von Marco Wanda, der den Film auch musikalisch im Jetzt verankert.

Ein anderes Zeichen der Gegenwart ist das Deutscheln, das sich mal mehr, mal weniger in den Dialogen der Kinder wahrnehmen lässt – die für ihre wahren Abenteuer dann doch das Handy beiseitelegen. Auch deshalb kommt der Kern der Geschichten von Christine Nöstlinger mit diesem Test der Zeit sehr gut zurecht.

Der Autor ist Filmkritiker.

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