Oeconomia_poster - © Polyfilm

„Oeconomia“: Ein Dokumentarfilm über Schulden und Profite

19451960198020002020

Die Kino-Wiederöffnung bringt „Oeconomia“ auf die große Leinwand: Die Dokumentarfilmerin Carmen Losmann erzählt, wie das Geld in die Welt kommt. Das ist erstaunlich.

19451960198020002020

Die Kino-Wiederöffnung bringt „Oeconomia“ auf die große Leinwand: Die Dokumentarfilmerin Carmen Losmann erzählt, wie das Geld in die Welt kommt. Das ist erstaunlich.

Werbung
Werbung
Werbung

Wer macht eigentlich das ganze Geld, das die Welt in kapitalistischer Manier seit vielen Dekaden in seinen Klauen hält? Eine Frage, die sich Carmen Losmann für ihren vielfach gelobten Dokumentarfilm „Oeconomia“ gestellt hat: Dabei geht es der Filmemacherin allerdings nicht um die Frage der Herstellung von Geld, die ja bei den Nationalbanken respektive bei der Europäischen Zentralbank liegt und besonders sichere Drucktechniken involviert, die die Banknoten fälschungssicher machen sollen.

„Oeconomia“ ist kein Film übers Gelddrucken, sondern einer, der das unsichtbare Geld zu fassen versucht. Unsichtbar deshalb, weil es nur als Buchgeld existiert, als schwarze Ziffern und Zahlen auf einem Kontoauszug oder auf dem Computerbildschirm.

Dieses Buchgeld, so zeigt uns Losmann in ihrem Film, ist letztlich der Motor des weltweiten Kapitalismus, und zwar deshalb: Wenn jemand einen Kredit bei einer Bank beantragt und diesen bewilligt bekommt, dann transferiert die Bank die Kreditsumme auf das Konto des Kunden, und dieser kann dann darüber verfügen. Die Bank hat in diesem Fall aber nicht den Gegenwert des Kredits ausgezahlt, sondern kann auch ohne die Spareinlagen von Kunden Geld „schöpfen“.

Das Kreditgeld muss also nicht existieren, sondern kann erst dann zu realem Geldwert werden, wenn es der Kunde in Form seiner Kreditraten zurückzahlt (plus Zinsen). Ein scheinbar wunderbares Geschäft, das in der Theorie dafür sorgt, dass Geld in die Welt kommt, das gar nicht existiert.

Dieser Vorgang ist so absurd, dass er mit der romantischen Vorstellung der Golddeckung allen Vermögens rein gar nichts mehr zu tun hat. Keiner der befragten Interviewpartner in „Oeconomia“, darunter renommierte Ökonomen und Banker der EZB und anderer Institute, kann wirklich erklären, woher das Geld in dieser Welt kommt.

Über Geld sollte man doch sprechen

Bei manchen herrscht Ratlosigkeit über diese nur scheinbar naive Frage, weil sie so grundsätzlich ist. Wieder andere geben offen zu, sich diese Grundsatzfrage selbst noch nie gestellt zu haben. Und: Es gibt auch die Meinung, dass das eben ein Naturgesetz sei und man deshalb darüber gar nicht erst debattieren müsse. Gemäß dem Motto: „Über Geld spricht man nicht.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung