TheSadness - © Polyfilm

Pandemie-Blutorgien – „The Sadness“

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Rob Jabbaz' taiwanesischer Splatterfilm ist explizites Gewaltkino wie nie gekannt. Und gleichzeitig eine intelligente Aufarbeitung der Unbilden der Pandemie.

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Rob Jabbaz' taiwanesischer Splatterfilm ist explizites Gewaltkino wie nie gekannt. Und gleichzeitig eine intelligente Aufarbeitung der Unbilden der Pandemie.

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Ja, man muss Splatterfilme mögen, um mit Taiwans außergewöhnlichem Beitrag zum Genre, „The Sadness“ also, etwas anfangen zu können und ihn schlichtweg zu ertragen. Denn selten noch spritzten derartige Fontänen Kinoblut quer über die Leinwand, brachen sich Gedärm und Ähnliches ihre Bahn aus aufgeschlitzten Leibern heraus. Und wo anderswo Gewalt im Kopf entsteht, da darf/muss in „The Sadness“ der Zuschauer auch mit seinen eigenen Augen, so er sie offen lässt, ertragen.

Das alles ist eben dem Genre geschuldet, und aus den Zombiefilmen eigentlich lang bekannt. Allerdings geht der kanadische Regisseur Rob Jabbaz in seinem Langfilmerstling explizit wie nie zur Sache: Im Verein mit den exzellenten taiwanesischen Schauspielern lässt er kein abgetrenntes Gliedmaß aus, das nicht nur herumfliegt, sondern sich auch als Waffe gegen eine entfesselte Nation einsetzen lässt. Alles, was normalerweise Untote den Menschen antun können, besorgen hier Halbtote, wobei – so die durchaus innovative dramaturgische Idee – diese Zombies nicht einfach wütend vor sich hin dreschen, sondern sich mit anderen zusammenschließen und sogar strategisch vorgehen können, um ihr blutspritzendes Mordwerk zu vollbringen.

Zombie-machende Mutante

Was „The Sadness“ aber außergewöhnlich macht, ist der Plot hinter dem Splatter-Getue. Denn es geht hier um die Pandemie, um ein Virus sowie um alle Ingredienzien politischen Wahnsinns, die aktuell tagtäglich das Geschehen bestimmen. Höchst intelligent und raffiniert verhandelt dies auch „The Sadness“. Man muss Rob Jabbaz höchste Achtung zollen, zumal der Film in Taiwan bereits Anfang 2021 in die Kinos kam, als die paralysierte Politik hierzulande noch gar nicht so sichtbar war und die Querdenker sich noch nicht so lautstark Aufmerksamkeit verschafft hatten. Die mittlerweile sattsam bekannten pandemischen Politmechanismen treten hier so zutage, wie man es einem Splatter-Movie nie und nimmer zugetraut hätte.

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