„Parallele Mütter“ - Almodóvars Frauen am Nervenzusammenbruch

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Komplexe Handlungen und ideale Frauen liebt Almodóvar seit jeher - „Parallele Mütter“ ist ein weiteres Meisterstück des spanischen Großmeisters des Kinos.

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Komplexe Handlungen und ideale Frauen liebt Almodóvar seit jeher - „Parallele Mütter“ ist ein weiteres Meisterstück des spanischen Großmeisters des Kinos.

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Man könnte meinen, dass er „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ (1988) noch nicht zu einem seiner Filme gemacht hat. Und man kennt auch „Alles über meine Mutter“ (1999), wo er das Hohelied (nicht nur) seiner Erzeugerin singt, sowie „Leid und Herrlichkeit“ (2019), in dem er sich selbst autobiografisch entblößt.

Nun kann sich Spaniens oberster Filmmeister, Pedro Almodóvar, also einmal mehr als grandioser Erzähler menschlicher Schicksale beweisen: „Parallele Mütter“ enthält alles an Ingredienzien, die man in den Händen dieses Filmemachers so schätzt. Und dazu noch – einmal mehr Penélope Cruz in einer Meisterinnenrolle ebenso wie der aufgehende Stern an Spaniens Filmhimmel, Milena Smit, an ihrer Seite. Ein neues Traumpaar, das sich in diesem Film auch näherkommt, als es die jeweils zugedachte Rolle vermuten ließ.

Janis (Cruz), ist Fotografin und trägt den Vornamen der tragisch jung verstorbenen Rocklady Janis Joplin. Als die Enddreißigerin von dem Archäologen Arturo, der unter anderem Massengräber aus dem Spanischen Bürgerkrieg exhumiert, ungewollt schwanger wird, beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. In der Geburtsklinik teilt sie das Zimmer mit Ana (Smit), die nach einer besoffenen Gschicht mit Gymnasial-Kommilitonen schwanger wird und aus dem Süden, wo sie bei ihrem Vater lebt, nach Madrid gekommen ist. Die Geburten der beiden ungleichen Mütter verlaufen einigermaßen undramatisch, und nach kurzer Zeit verlaufen sich die Wege der beiden, die sich im Spital zunächst angefreundet hatten.

Doch das Schicksal kettet die beiden „parallelen“ Mütter unversehens aneinander, sie finden sich in einem komplizierten Zueinander wieder, aus dem es auf den ersten Blick kaum ein friedliches Entrinnen geben kann. Doch Almodóvar sei Dank, ist der Nervenzusammenbruch nur eine Stufe der Entwicklung, die sogar zur Aufarbeitung der ungesühnten Vergangenheit im Heimatdorf von Janis führt.

Komplexe Handlungen liebt Almodóvar seit jeher, und ideale Frauen, die jedenfalls am Ende des Tages einander in die Augen schauen (und in den Armen liegen) können, finden sich in diesem Alterswerk aufs Neue. Ein Almodóvar, wie er leibt und lebt. Einmal mehr ein Kinoereignis.

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