Schwierige Identitätsfindung

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In der Verfilmung seines Einpersonenstücks "Maman und ich" arbeitet der französische Schauspieler Guillaume Gallienne autobiografisch die Beziehung zu seiner Mutter auf. Weil diese sich nach zwei Buben ein Mädchen wünschte, behandelte sie ihren dritten Sohn Guillaume wie ein solches. Guillaume wiederum nahm aus Liebe zur Mutter das entsprechende Verhalten an, begann ihre Wunschvorstellungen zu erfüllen, gab sich feminin und verkleidete sich als Kaiserin Sissi anstatt Sport zu treiben.

Auf einer Theaterbühne stehend erzählt Gallienne seine Geschichte, visualisiert seine Erinnerungen aber auch immer wieder. Leichthändig wechselt er zwischen den Zeiten und spielt ganz selbstverständlich nicht nur Guillaume als Kind sowie als Erwachsenen, sondern zugleich auch noch seine eigene Mutter.

Das ist freilich nicht nur ein Spiel, sondern bringt in dieser Doppelung auch das Nahverhältnis der beiden zum Ausdruck, das stets auch ein Fluch ist, da es die Entwicklung von Guillaumes eigener Persönlichkeit verhindert.

Befreite Erzählweise

An aberwitzigen Momenten fehlt es nicht - etwa bei schmerzhaften sportlichen Erfahrungen im Internat oder den Massagen durch einen muskelbepackten Pfleger und eine hübsche Pflegerin (Diane Kruger in einer ungewohnten Rolle). Gleichzeitig gelingt es Gallienne aber auch in seiner befreiten Erzählweise, zu der auch der vielfältige Soundtrack beiträgt, immer wieder die Tonlage abrupt, aber bruchlos zu wechseln und dabei berührend seine schwierige Situation bewusst zu machen. Weil man dabei in jeder Szene spürt, dass hier einer von persönlichen Erfahrungen erzählt, entwickelt diese sexuelle Selbstfindungsgeschichte auch eine große Glaubwürdigkeit, durch die sie überaus bewegend wirkt.

Maman und ich F 2013. Regie: G. Gallienne. Mit G. Gallienne, A. Marcon, F. Fabian. Filmladen. 85 Min.

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