SheSaid. - © UPI

„She Said“: Pflicht statt Risiko

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Der Fall Harvey Weinstein und die Folgen: Mit „She Said“ inszeniert Maria Schrader die Aufdeckung eines Missbrauchsskandals in Hollywood. Doch keine Szene wagt sich an konkrete Systemkritik.

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Der Fall Harvey Weinstein und die Folgen: Mit „She Said“ inszeniert Maria Schrader die Aufdeckung eines Missbrauchsskandals in Hollywood. Doch keine Szene wagt sich an konkrete Systemkritik.

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Dieser Tage geht der Prozess gegen Harvey Weinstein wegen sexueller Gewalt gegen zahlreiche Frauen in die Endphase. Ein erster Prozess in New York endete 2020 mit Schuldspruch und einer Haftstrafe von 23 Jahren für den ehemaligen Filmproduzenten – bis dahin ein absoluter Mogul in Hollywood.

Aufgedeckt hatten den Fall die beiden New York Times-Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, die mit ihrer Investigativreportage über Zeuginnen und betroffene Frauen 2017 nicht nur die Filmbranche nachhaltig erschütterten. Ein Bericht, der ihnen den Pulitzer-Preis einbrachte und der weltweit endlich ein öffentliches Bewusstsein „salonfähig“ machte, dass auch Personen der Öffentlichkeit in Fällen von Machtmissbrauch rigoros zur Verantwortung gezogen werden müssen. 2019 veröffentlichten Kantor und Twohey das Buch zu ihren Recherchen, mit dem Titel „She said. Breaking the Sexual Harassment Story That Helped Ignite a Movement“. Naturgemäß waren die Filmrechte schnell in den Händen eines amerikanischen Produktionsstudios (in diesem Fall der Produzentin Dede Gardner von „Plan B“), und ebenso wenig überraschend wurden für die Kinoadaption keine USRegisseurinnen beziehungsweise -Drehbuchautorinnen gesucht, sondern europäische. Denn: verfilmen ja, sich verbrennen nein. Viel zu einflussreich und bedrohlich ist Weinsteins Imperium immer noch.

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Hier also kommt die deutsche Regisseurin Maria Schrader ins Spiel, die mit Filmen wie „Vor der Morgenröte“ (2016) gezeigt hat, welch bemerkenswerte Autorinnenfilmerin sie sein kann. Mit der Miniserie „Unorthodox“ inszenierte sie danach erfolgreich eine Auftragsarbeit. Im Falle von „She Said“ stammt das Drehbuch von der britischen Autorin Rebecca Lenkiewicz; Schrader inszenierte die Geschichte im Rahmen der Möglichkeiten. Das ist dem Film überdeutlich anzusehen. Jeder Dialog musste von Anwält(inn)en abgenommen werden, das wording mit allen Betroffenen und Beteiligten besprochen, ihr Einverständnis eingeholt werden – und paradoxerweise auch deswegen kommt keine Szene im Film auch nur in die Nähe konkreter Kritik am System.

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