Soldat Ahmet - Filmszene mit Ahmet Simsek. - © Filmdelights

„Soldat Ahmet“: Suche nach verlorenen Tränen

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Mit „Wannabe“ hat der österreichische Regisseur Jannis Lenz 2017 einen mehrfach ausgezeichneten Kurzspielfilm über die junge Coco gemacht, die in einer Plattenbausiedlung auf der Suche nach ihren 15 Minuten Ruhm ist. Zwei Jahre davor begann er mit „Schattenboxer“ sein Porträt über Ahmet Simsek, Sohn einer türkisch-muslimischen Familie in Wien, Sanitäter beim Bundesheer und Staatsmeister im Boxen.

„Soldat Ahmet“ ist nun die Langfilm-Fortführung dieser Zusammenarbeit, die sich durch eine eigenwillige Mischung aus realen und fiktionalen Elementen auszeichnet. Ahmet, ein leidenschaftlicher Kickboxer, bezieht sein Selbstbewusstsein hauptsächlich aus seiner Körperkraft; er wurde sich dieses Defizits mittlerweile aber bewusst. Nachdem er wegen eines Zwischenfalls ein Anti-Gewalttraining absolvieren musste, geht er reflektierter mit sich um. „Soldat Ahmet“ versucht auszuloten, wie sich ein junger Mann mit Migrationshintergrund in seinem Heranwachsen gegenüber familiären und gesellschaftlichen Erwartungen positionieren kann.

Weil er bemerkt, dass er seit seinem zwölften Lebensjahr nicht mehr geweint hat, schreibt sich Ahmet in einer Theatergruppe ein – in der Hoffnung, dort zu seinen Gefühlen zu finden. In diesen Sequenzen, nah am Dokumentarischen und relativ frei gespielt, ist der Film am schwächsten. Dennoch gelingen Lenz gute Beobachtungen, etwa der ambivalenten Gleichschaltungsfunktion in einer Armee. Darin fühlt sich Ahmet als konfliktbeladenes Individuum wohltuend gleichwertig und unauffällig, als komplexer Mensch aber andererseits auch nicht erkannt, nicht anerkannt. Die „Suche nach seinen Tränen“ gerät in „Soldat Ahmet“ plakativ, dennoch zeigen sich manch interessante Facetten eines pflichtbewussten Soldaten, der gerne gar nicht kämpfen müssen möchte.

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