So wie du mich willst - © Thimfilm

Spiel mit der Autofiktion

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„Für Frauen wie mich sind sie gleichzeitig Schiffbruch und Rettungsfloß“, beschreibt die Hauptfigur des abgründigen Dramas „So wie du mich willst“ ihr Verhältnis zu sozialen Medien. Claire (Juliette Binoche) ist um die 50, Literaturdozentin, geschieden und sitzt im Sanatorium ihrer neuen Psychotherapeutin (Nicole Garcia) gegenüber. Ihr erzählt sie, dass sie sich im Internet neu erfunden hat; eigentlich nur um einer Bettgeschichte, die den Kontakt abbrach, ein Schnippchen zu schlagen.

Alex, der Assistent des Ex, macht jedoch mehr als sich über die Likes von Clara, der 24-jährigen Modebranche-Praktikantin, zu freuen: Die beiden beginnen zu chatten, zu telefonieren, verfallen einander, ohne sich je gesehen zu haben. Das dürfen sie auch nicht. Claire, die nicht mehr nur vorgibt, 24 zu sein, sucht nach Auswegen. Schließlich zieht sie verzweifelt die Notbremse – und hört Monate später, dass sich Alex wegen ihr umgebracht hat. Damit ist „So wie du mich willst“ noch lange nicht zu Ende. Die Verfilmung eines Romans von Camille Laurens arbeitet nicht nur mit Elementen des Thrillers, sondern mit einer literarischen Domäne der Franzosen, der Autofiktion, in der grob gesagt Realität und Fiktion am Leib der Verfasserin verwischen. Vielleicht kein Zufall, dass Marguerite Duras, vor Laurens eine der prominentesten Vertreterinnen dieser Stilform, im Film angesprochen wird.
Langsam, aber nicht gerade unauffällig steigert Safy Nebbou in seiner Adaption den Unsicherheitsfaktor bzgl. dessen, was Claire erzählt. Genauso verhält es sich mit ihren Versuchen, die Therapeutin für sich zu gewinnen. Reüssieren kann der Film eher darin, den Ausnahmezustand der Liebe an Juliette Binoche zu zeigen. Äußerlich, in der präzisen Veränderung von Make-up und Frisur, aber auch innerlich strahlt und verfällt die Binoche im Wechsel der emotionalen Gezeiten. Der Film hat gewisse Höhepunkte, in der Erotik der Beleuchtung gewisser Szenen etwa oder wie er sich in die Pariser Gegenwartsarchitektur stürzt. Sie sind aber jeweils nur eine kurze Ablenkung von einer verworrenen Geschichte.

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