7098900-1995_04_20.jpg
Digital In Arbeit

Spirale der Gewalt

Werbung
Werbung
Werbung

Wer zum Schwerte greift, wird durch das Schwert umkommen”, steht schon in der Bibel und die Spirale der Gewalt dreht sich seit Bestehen der Menschheit. Täter sind vor allem jene, die nach Macht streben - Opfer sind letztlich alle. Shakespeare hat in „Macbeth” eine dunkle Epoche in der Geschichte Schottlands behandelt und Heiner Müller, der Pessimist unter den deutschen Dramatikern, hat in seiner Neubearbeitung noch ein Schäuflein nachgelegt und ein Weltbild der totalen Hoffnungslosigkeit geschaffen.

Dietrich W. Hübsch versucht in seiner Inszenierung den Intentionen des Autors in einem nahezu unerträglichen, mitunter beinahe grotesk wirkenden Realismus gerecht zu werden: Die Ruhne ist eine Mischung aus Geisterbahn, Folterkammer und Gruselkabinett. Die Akteure sind Skinheads, Machos, Satanisten, Lady Macbeth ist eine schwarzgeschürzte Teufelsbraut. Gespenster, Hexen, Rerge von Leichen, Ströme von Blut.

Die Welt des Macbeth, der durch Königsmord an die Macht kommt und schließlich selbst ermordet wird, ist eine Welt des Grauens, eine Welt, die nichts zuläßt außer Gewalt und Perversion. Selbst die Anflüge von Reue und Verzweiflung der von Angst und Alpträumen verfolgten Macbeths entbehren jeder berührenden Subtilität.

Gewiß, es mangelt der Handlung angesichts jüngster weltpolitischer Ereignisse keineswegs an beklemmender Aktualität und apokalyptischer Dimension - nur: übersteigerter Realismus auf der Bühne vermindert die Akzeptanz der Aussage. Norbert Aberle als Macbeth, Sabine Pohadla als Lady Macbeth, Erich Röder als König Duncan, Roland Silbernagel als Malcolm und Peter Zimmermann als Banquo überzeugen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung