„Sundown – Geheimnisse in Acapulco“: Ein Rätsel an Film
Enigmatisch – mit Anklängen an Kafka, aber auch mit Suspense-Anleihen bei Alfred Hitchcock: Michel Francos „Sundown – Geheimnisse in Acapulco“ ist ein Meisterwerk in vielerlei Hinsicht.
Enigmatisch – mit Anklängen an Kafka, aber auch mit Suspense-Anleihen bei Alfred Hitchcock: Michel Francos „Sundown – Geheimnisse in Acapulco“ ist ein Meisterwerk in vielerlei Hinsicht.
Der Bankprokurist Josef K. ist bekanntlich eine Gestalt der Weltliteratur. Seine Verhaftung wie der anschließende Prozess sind und bleiben rätselhaft. Franz Kafkas Romanfragment gilt als Prototyp der Verhandlung einer Innenwelt unter widrigen äußeren Bedingungen, welche die Leserschaft unaufgeklärt zurücklässt.
Enigmatisch wie Kafkas „Prozess“ kommt auch Michel Francos „Sundown – Geheimnisse in Acapulco“ daher. Und dass im neuesten Film des mexikanischen Regisseurs auch eine Verhaftung des Protagonisten vorkommt, ohne dass der weiß, wie ihm geschieht, ist gewiss kein Zufall (oder bloßer Einfall des Drehbuchs, für das Franco ebenfalls verantwortlich zeichnet).
Ja, „Sundown“ folgt natürlich einem Plot; aber von der ersten Szene an müht sich der Film, mehr zu verbergen, als er tatsächlich zeigt. Nur die Stimmung, die sich da in einem Luxusurlaubsdomizil im Nobelbadeort Acapulco aufbaut, ist von Anfang an düster. Das traute Familienidyll kann da nur eine durch und durch hohle Fassade sein, auch wenn sich das Unglück, das dieses Zusammensein alsbald überschatten wird, nur in den durch Bilder und Kameraeinstellungen vermittelten Ahnungen ankündigt.
Alice Bennet (Charlotte Gainsbourg), Tochter eines britischen Großunternehmers, macht mit ihren beiden gerade erwachsenen Kindern und ihrem Bruder Neil (Tim Roth) Urlaub in Acapulco. Mitten in die Sommerfrische hinein platzt die Nachricht, dass ihre Mutter und derzeitige Besitzerin des Unternehmens lebensbedrohlich erkrankt ist. Alice bricht mit Kindern und Bruder Hals über Kopf zurück nach Großbritannien auf.
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