supereroi - © Filmladen

„Supereroi“: Kämpfen gegen die Ermüdung der Liebe

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Der italienische Regisseur Paolo Genovese hofft in seiner Romanze auf Unsterblichkeit.

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Der italienische Regisseur Paolo Genovese hofft in seiner Romanze auf Unsterblichkeit.

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Wer entpuppt sich heutzutage als die wahren Superhelden? Es sind die Paare, die, „bis dass der Tod sie scheidet“, zusammenbleiben. Diese Auffassung vertritt jedenfalls Paolo Genovese in seinem neuen Film. In einer regnerischen Nacht lernen sich Anna und Marco kennen, als die beiden Unterschlupf vor den dicken Tropfen suchen. Sogleich springt der Funken über, trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere. Marco ist Physikdozent und erklärt sich die Welt mit naturwissenschaftlichen Formeln, während die Künstlerin Anna schlagfertig-spontan reagiert; ihr Wissen basiert auf eigener Anschauung. Durch ihre schicksalhafte Begegnung erblüht auch Annas Kreativität. Sie entwickelt eine Comic-Serie mit ihren Alter Egos: Als Superhelden des Alltags kämpfen die beiden gegen die Ermüdung ihrer Liebe an. Und schwuppdiwupp – wenige Schnitte weiter feiert das Paar schon seinen zehnten Jahrestag.

Dem Regisseur geht es nun nicht darum, Annas und Marcos Liebesgeschichte vor den Widersprüchen der modernen Gesellschaft realistisch glaubhaft zu modellieren. Vielmehr sucht Genovese, das Wesen einer überdauernden Liebe auf den Punkt zu bringen, wobei er dieser durch den übersteigert anmutenden Einsatz von sonnenwarmem und milchigem Licht immer ein wenig den distanzierten Hauch von Vintage verleiht. So entfaltet er ein Kaleidoskop ihrer Freuden und Leiden und illustriert es in pointierten Szenen mit den zwei Charme versprühenden Darstellern Jasmine Trinca und Alessandro Borghi. Trotzdem wirkt der Film durch seine konventionellen, gefälligen Muster zugleich zahm und nivelliert, was auch dem weltweiten Publikum des Kooperationspartners Amazon Prime Video geschuldet sein könnte.

Einmal ist die Liedzeile zu hören: „Wir sind alle eine große Familie“. So wirken Schauplätze wie Mailand, Marrakesch oder Kopenhagen nicht mehr als pittoreske Kulissen. Die herausfordernde Dynamik des Films hingegen entsteht durch seine verschachtelte Montage. Denn in Genoveses ästhetisch ansprechendem Konzept spielen das Empfinden von Zeit und deren Überwindung durch die Kunst eine zentrale Rolle. Ständig wechselt der Film zwischen gestern und heute, als wolle er zeigen, dass ein endliches, lineares Geschehen der Dimension von Liebe nicht Herr wird, da sich darin immer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schichten. Wenn die Vergänglichkeit dann doch noch in das private Glück einbricht, mildert Genovese deren Härte durch die Hoffnung auf Unsterblichkeit.

Die Autorin ist freie Filmkritikerin.

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