The Father - © Tobis

„The Father“: Schleichender Verlust

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Florian Zellers Drama „The Father“ bietet mit Anthony Hopkins und Olivia Colman nicht nur großartiges Schauspielerkino, sondern vermittelt auch eindrücklich die Verwirrung eines dementen Menschen.

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Florian Zellers Drama „The Father“ bietet mit Anthony Hopkins und Olivia Colman nicht nur großartiges Schauspielerkino, sondern vermittelt auch eindrücklich die Verwirrung eines dementen Menschen.

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Schon 2015 hat Philippe Le Guay unter dem Titel „Floride“ mit Jean Rochefort und Sandrine Kiberlain Florian Zellers 2012 uraufgeführtes und international gefeiertes Stück „Le père“ verfilmt. Nun hat der Autor selbst als Regiedebüt sein Stück, zu dem ihn die Geschichte seiner Großmutter inspirierte, nochmals für die Leinwand adaptiert. Zusammen mit Christopher Hampton schrieb er auch das Drehbuch, das prompt mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Dass hinter „The Father“ ein Bühnenstück steckt, ist kaum zu übersehen, denn außer der ersten Szene, in der man Tochter Anne (Olivia Colman) auf dem Weg durch die Straßen Londons zu ihrem 81-jährigen Vater Anthony (Anthony Hopkins) begleitet, spielt dieses Drama fast ausschließlich in der großbürgerlichen, geräumigen Wohnung. Wie abgefilmtes Theater wirkt dies aber nie, denn wo die Bühne mit Präsenz punkten kann, kann die Leinwand mit Großaufnahmen und Blickkontakten dem Geschehen Nachdruck verleihen.

Seine ganze Schauspielkunst wirft Anthony Hopkins, der für diese Leistung im Frühjahr seinen zweiten Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt, in diese Rolle und bleibt dabei doch ganz unaffektiert und zurückhaltend.

Destabilisierende Erzählweise

Mehr zu leben als zu spielen scheint er diesen alten Mann, gibt ihn mal als charmant, witzig und eloquent, dann wieder als verletzend und aggressiv, wirkt auf den ersten Blick teilweise geistig rüstig, bis doch seine Gedächtnislücken sichtbar werden. Immer wieder lässt Hopkins dabei auch spüren, dass sich sein Anthony phasenweise des Verlusts seines Erinnerungsvermögens bewusst ist und wie das in ihm bohrt, ihn verzweifeln lässt.

In diesem Blick auf einen dementen Menschen scheint sich „The Father“ zunächst in den bekannten Bahnen von Dramen wie „Still Alice“ zu bewegen, bis sich auch beim Publikum Irritationen einstellen. Denn da wiederholen sich plötzlich Szenen in anderer Form, bald taucht ein seltsamer Fremder in Anthonys Wohnung auf, deren Möblierung sich mehrfach zu verändern scheint, und schließlich scheint auch seine Tochter Anne völlig verändert.

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