The Northman - Blutrausch und Königs-Saga

Vor drei Jahren erstaunte Regisseur Robert Eggers mit seinem visuell visionären und bis ins Detail authentischen „Der Leuchtturm“. Nun kommt der einstige Indie-Regisseur mit der Hollywoodproduktion einer Wikingersaga ins Kino, die alle Stückeln spielt; auch hier lässt Eggers keine Detailversessenheit aus. Gemeinsam mit dem isländischen Dichter Sjón erzählt Eggers nun in „The Northman“ die Geschichte, der auch Shakespeares Hamlet-Stoff entstammt: König Auravandil kommt verletzt in sein Inselreich Hrafnsey im Nordatlantik zurück und übergibt die Herrschaft an seinen zehnjährigen Sohn Amleth. Doch sein Halbbruder Fjölnir tötet ihn und nimmt seine Frau Gudrún gefangen. Amleth kann fliehen und findet sich später als Sklave in Island wieder, von wo aus er seinen Rachezug gegen Fjölnir startet.

Nordische Schwermut gepaart mit ebensolchen Wetterunbilden dominieren diese Saga, und Eggers hat sich in die Wikingerhistorie so vertieft, dass alles historisch verbürgt scheint. Kino, das im großen Saal genossen werden muss: Denn „The Northman“ hat das Zeug dazu, die Vorlage für weitere Hollywood-Epen zu werden. Dass Eggers auch bei den Schauspieler(inne)n keine Abstriche machen musste, bürgt für weitere Qualität: Alexander Skarsgård als erwachsener Amleth, Nicole Kidman als dessen Mutter Gudrún, Claes Bang als Fjölnir, Anya Taylor-Joy als Seherin Olga (und Amleths Geliebte). Auch in Nebenrollen erwartet das Publikum Erstaunliches – allen voran Ethan Hawke in der Rolle von König Auravandil. Und Islands Ober-Bardin Björk ist gleichfalls in einer Nebenrolle präsent.