Photograph

"The Photograph": Eine Romanze wie Jazz-Improvisationen

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Rudolf Preyer über ein filmisches Kleinod mit wunderbarem Smooth-Jazz-Soundtrack.

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Rudolf Preyer über ein filmisches Kleinod mit wunderbarem Smooth-Jazz-Soundtrack.

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Der New Yorker Journalist Michael Block (LaKeith Stanfield) trifft in New Orleans auf Isaac Jefferson (Rob Morgan), die einstige große Liebe von Christine Eames (Chanté Adams), die auszog, um im Big Apple der 1980er Jahre als Fotografin zu reüssieren, dabei aber ihre Tochter Mae Morton (Issa Rae) vernachlässigte. Letztere ist heute Kuratorin im Queens Museum und bereitet eine Retrospektive zu ihrer Mutter vor – zwischen ihr und dem Reporter knistert es gewaltig. Also begeben sie sich in „The Photograph“ gemeinsam auf Spurensuche im Deep South – dabei begleiten sie ein hinterlassener Brief an die Tochter und ein Smooth-Jazz-Soundtrack, der die Rückblenden genauso untermalt. Was damals schon problematisch war, agieren sie jetzt – Jahrzehnte später – erneut aus: die Spannung zwischen Liebe und Arbeit.

Denn als Michael und Mae ein ander finden, ist es eigentlich schon zu spät: Er entschließt sich, den neuen Job in London doch anzutreten. Erfrischend ist, dass dieses wahrscheinliche Verpassen von Glücksmöglichkeiten nicht zentnerschwer auf die Handlung drückt, sondern einen gemeinsamen Fluchtpunkt in der Zukunft offenlässt. Und, tatsächlich: Mae besucht ihn in London: Besser auf die Ferne zusammen, als ganz getrennt zu sein. Liebe wird eben doch nur (und immer wieder) aus Mut gemacht. Bemerkenswert ist auch die Selbstverständlichkeit, mit der Afroamerikaner einmal einfach nur Liebende mit einer abgesicherten Existenz sein dürfen. Wärmste Empfehlung also für diese Romanze, die wie elegante Jazz-Improvisationen dahingleitet, dabei aber bodenständig bleibt und auf emotionale Paukenschläge verzichtet.

Rudolf Preyer ist Autor und Journalist.

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