The Whale - © Foto: Panda Lichtspiele

„The Whale“: Apokalypse der Fettleibigkeit

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Für seine unbeschreibliche Performance als 270-Kilo-Charlie wurde Brendan Fraser heuer mit dem Oscar geehrt. Darren Aronofskys „The Whale“ hat es aber auch sonst in sich.

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Für seine unbeschreibliche Performance als 270-Kilo-Charlie wurde Brendan Fraser heuer mit dem Oscar geehrt. Darren Aronofskys „The Whale“ hat es aber auch sonst in sich.

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Letztes Wochenende war Brendan Fraser höchstpersönlich in Wien, um die Romy International für seine Performance in „The Whale“ entgegenzunehmen. Zuvor hatte der US-amerikanische Schauspieler hierfür schon den Hauptrollen-Oscar entgegennehmen können – ein völlig zu Recht errungener Preis. Nun kann das heimische Publikum die Qualen des 270 Kilo auf die Waage bringenden Schwulen Charlie auch im Kino miterleben.

Nicht nur Brendan Frasers Leistung im Fatsuit (auch die Maskenbildner(innen) gingen mit dem Oscar nach Hause) ist hinreißend. Denn Regisseur Darren Aronofsky („Black Swan“, „The Wrestler“) zeigt auch, wie heutzutage ein Theaterstück auf die Leinwand zu bringen ist, ohne dass die Bühnenherkunft des Plots verschwiegen werden muss.

Im Gegenteil: Samuel D. Hunter adaptierte sein Erfolgsstück für den Film so, als ob er einfach weiter für einen Bühnenraum geschrieben hätte. Und so spielt „The Whale“ bloß in einem einzigen Raum, in dem Aronofsky die klaustrophobische Enge und die adipöse Atemnot in depressiver Schummrigkeit zum Erlebnis macht (wenn man diese Abgründe einer unglückseligen Existenz denn „erleben“ will).

Blutdruck von 238/134

Schon zu Beginn, als das Publikum autoerotischer Befriedigung sowie einem Herzanfall des Protagonisten (ein Blutdruck von 238/134 ist alles andere als ein Lercherl) beizuwohnen hat, nimmt das Elend seinen Lauf: Charlie ist ein emeritierter Literaturprofessor, der sich mit Online-Schreibkursen noch irgendwie am Existieren hält. Weil er sich selber unansehnlich wie nur findet, täuscht er technische Probleme an seiner Webcam vor, sodass er zwar seine Video-Schüler(innen) sieht, diese ihn jedoch niemals.

Charlie hat seine Familie einst wegen eines seiner Studenten verlassen. Der ist aber selbst aus dem Leben geschieden, weil er von der religiösen Gemeinschaft „New Life“ ob seiner „sündhaften“ Beziehung zu Charlie um den Verstand gebracht wurde.

Charlies beinahe einziger Kontakt bleibt Pizzabote Dan, von dem er nur die Stimme kennt und dessen Lieferungen er nur so in sich hineinfrisst. Dazu kommen Krankenschwester Liz (Hong Chau), die fast täglich vorbeischaut, sowie der junge Thomas (Ty Simpkins), ausgerechnet von „New Life“, der ihn zu missionieren sucht und Charlie in ungewollte Diskurse über Erlösung verwickelt.

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