„Treasure“: Verkorkste Vater-Tochter-Reise
Der warmherzige Erzählton in Julia von Heinz' Film passt nicht zu den tiefsitzenden Traumata aus der NS-Zeit.
Der warmherzige Erzählton in Julia von Heinz' Film passt nicht zu den tiefsitzenden Traumata aus der NS-Zeit.
Nachdem Julia von Heinz im kraftvollen „Und morgen die ganze Welt“ (2020) nach den Grenzen im Kampf gegen den Rechtsextremismus fragte, schickt sie in „Treasure“ einen amerikanischen Holocaust-Überlebenden und dessen Tochter auf Spurensuche durchs postsozialistische Polen der frühen 90er Jahre. Konflikte sind vorprogrammiert, denn während die Tochter möglichst viel über die Familiengeschichte erfahren will, verdrängt der Vater die Erinnerungen an die NS-Zeit.
Stephen Fry und Lena Dunham harmonieren zwar bestens als Vater und Tochter, doch der warmherzige Erzählton passt nicht zu den tiefsitzenden Traumata. Diese Unentschiedenheit kennzeichnet auch den Blick auf die Armut im postsozialistischen Polen: Die Angst der bettelarmen neuen Hausbewohner vor Vertreibung durch die Heimkehrer müsste Erschütterung auslösen, hat aber eher komödiantische Züge. Wie die Vater-Tochter-Beziehung ist auch der Film eine eher verkorkste Angelegenheit.