Kilgore - Auch visuell ist der Film eine makellose Beschreibung der Welt als ein toxisches, expressionistisches Chaos. - © Foto: Constantin Film

Visionäres Nervengift

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Zurück im Ausnahmezustand: Die Final-Cut-Version von "Apocalypse Now" ist die beste Fassung des großen Meisterwerks von Francis Ford Coppola.

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Zurück im Ausnahmezustand: Die Final-Cut-Version von "Apocalypse Now" ist die beste Fassung des großen Meisterwerks von Francis Ford Coppola.

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Mit dem "Final Cut", den Francis Ford Coppola von seinem Film "Apocalypse Now" gemacht hat, steht fest: Dies ist, 40 Jahre nach seiner Uraufführung in Cannes 1979 (wo er die Goldene Palme gewann), immer noch einer der besten Filme, die je gedreht wurden. Es ist ein Meisterwerk und Korrektiv und eine Erinnerung daran, warum das Kino wichtig ist. Die Final-Cut-Version mit einer Länge von 183 Minuten ist die beste Fassung des Films und vermutlich jene, die Coppolas eigener Vision am besten entspricht. Eine Absage an die "kommerziellen Kompromisse", die er für Cannes hatte machen müssen und eine durchdachte Re-Integrierung einiger Elemente (20 Minuten), die er in der "Redux"-Edition (2001) bereits eingefügt hatte.

Während des Vietnamkriegs wird Captain Benjamin Willard (Martin Sheen) 1969 beauftragt, mit der kleinen Crew eines Patrouillenbootes von Saigon aus über feindliche Linien flussaufwärts zu fahren, um den abtrünnig gewordenen Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando) in Kambodscha aufzuspüren, der in einem Tempel als mörderischer Superguru herrscht.


Dunkelheit, vom Tod durchsetzt

Der Film gliedert sich in vier ungleiche Teile, die sich über drei Akte erstrecken. Am berühmtesten die Sequenz, in der Willard mit Lieutenant Colonel Kilgore zusammentrifft; ein Psychopath, der ein vietnamesisches Dorf zerbomben lässt ("Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen"), um dort surfen zu gehen. Sie verdichtet alle Willkür, das Triumphieren einer technologisch überlegenen Gesellschaft auf wenige Szenen, die zur Musik von Wagners "Walküre" geschnitten sind. Eine zutiefst verstörende Analogie auf Leni Riefenstahls "Triumph des Willens". Schon 1979 war klar, dass ab nun die amerikanische Filmkultur nicht mehr dieselbe sein konnte.

"Apocalypse Now" war (und ist, gemeinsam mit "Star Wars") wegweisend in der Verwendung von 5.1 Soundsystemen als technisches wie künstlerisches Mittel. Man ist durchdrungen vom nervenzerfetzenden Lärmen des Krieges, überwuchert von den Geräuschen des Dschungels. Auch visuell ist der Film eine makellose Beschreibung der Welt als ein toxisches, expressionistisches Chaos. Kameramann Vittorio Storaro gelingen brutale Wechsel von fast naturalistischen Settings hin zu schockierenden Schauplätzen praktisch monochromer Kriegszonen. Im finalen Akt ändert sich das Licht dramatisch, eklatant reduziert, als sparsamer Schlüssel in eine von Tod durchsetzte Dunkelheit.

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