Alles Ist Gutgegangen - © Panda

Warten meint nicht Leben – „Alles ist gut gegangen“

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Regisseur François Ozon zeigt unsentimental den körperlichen Verfall im Alter und gewinnt Qualität durch Verzicht auf eine Grundsatzdebatte.

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Regisseur François Ozon zeigt unsentimental den körperlichen Verfall im Alter und gewinnt Qualität durch Verzicht auf eine Grundsatzdebatte.

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Die Freude ist groß: Monate nach einem Schlaganfall kann der angesehene, 85-jährige Ex-Unternehmer und leidenschaftliche Kunstsammler André Bernheim (André Dussollier) endlich wieder selbstständig trinken. Selbst das Glas halten, ohne etwas zu verschütten, es ganz eigenständig sicher zum Mund führen und seine Gesichtsmuskeln so weit unter Kontrolle halten, dass ihm nicht alles wieder rausrinnt. Sein Physiotherapeut und er freuen sich gemeinsam, allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Nicht fürs Leben hat André nun wochenlang geübt, sondern für das Sterben.

Es sei unabdinglich, dass er das Gift vollkommen ohne fremde Hilfe zu sich nehmen könne und wolle, hat die Schweizer Sterbehelferin (auch in dieser Nebenrolle gewohnt grandios: Hanna Schygulla) bereits Andrés Tochter Emmanuèle (Sophie Marceau) erklärt, ansonsten könne sie ihre Dienste nicht anbieten.

Sterbehilfe sei eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als das: ein streng reduziertes Mindestmaß an Assistenz – die André ganz entschieden für sich in Anspruch nehmen möchte.

Durchführen statt abwägen

Die Grundsatzkontroverse zum Thema ist es nicht, die François Ozon in seinem neuen Film „Alles ist gut gegangen“ zentral interessiert – und das ist eine große Qualität. Er ist nicht mit dem Abwägen beschäftigt, sondern mit dem Durchführen, sowohl auf inhaltlicher, dramaturgischer als auch auf inszenatorischer Ebene.

Ozons Beobachtungen des körperlichen Verfalls eines alternden Menschen sind vollkommen unsentimental, und nicht nur André, sondern auch dessen entfremdete, seit Langem an Parkinson und Depressionen leidende Ehefrau Claude (Charlotte Rampling) geraten dabei in den bewusst ambivalenten Blick: Beide sind nicht gerade sympathisch, und beide lassen deutlich erahnen, wie anstrengend das Weiterführen ihrer Leben noch sein mag.

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