The Assistant

Weinsteins Kosmos

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„The Assistant“: Kitty Greens Spielfilmdebüt entlarvt den männlichen Machtmissbrauch im US-Filmbusiness, ohne dass sie die Untaten von Harvey Weinstein & Co. explizit zeigen muss.

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„The Assistant“: Kitty Greens Spielfilmdebüt entlarvt den männlichen Machtmissbrauch im US-Filmbusiness, ohne dass sie die Untaten von Harvey Weinstein & Co. explizit zeigen muss.

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Sein Name steht für den größten Skandal im US-Filmbusiness. Er war Ausgangspunkt für die #MeToo-Bewegung und Motor einer über den Globus verstreuten Auseinandersetzung ob des sexuellen Missbrauchs an Frauen durch mächtige Männer. Dabei wird der Name Harvey Weinstein im Spielfilmdebüt „The Assistant“ der australischen Regisseurin Kitty Green kein einziges Mal ausgesprochen. Auch die Gestalt des mittlerweile gefallenen Filmmoguls kommt in dem exzeptionellen Streifen nie ins Bild, obwohl es von der ersten Einstellung an klar ist, dass es der Weinstein’sche Kosmos ist, der hier zur Kenntlichkeit entstellt wird.

Green, die bislang als Dokumentarfilmerin auf sich aufmerksam gemacht hat, gelingt mit „The Assistant“ ein Husarenstück von einem Film, indem sie all die Grauslichkeiten und die unappetitliche Menschenverachtung Weinsteins nicht etwa darstellt, sondern mit den Emotionen und Codes rund um die Verbrechen dieses Mannes (und des dem zugrunde liegenden Systems) die Emotionen und das Wissen im Zuschauer selber hervorruft. Sexueller Missbrauch muss nicht gezeigt werden, auch die Entehrung und Entwürdigung von Frauen nicht: Jeder, der „The Assistant“ sieht, weiß, wie dieser Missbrauch geschieht und worum es geht.

In der Hackordnung unten. Ganz unten

Jane, gerade mit dem College fertig geworden, hat einen Job im Vorzimmer des – eben ungenannt bleibenden – Harvey Weinstein bekommen. Sie koordiniert seinen Terminkalender, seine Reisen und ist gleichzeitig Putzfrau, Zugehfrau und Privatkellnerin, die sich für nichts zu schade sein darf. Und sie ist – Gott sei Dank? – nicht Weinsteins Typ, wie ihr ein anderer Filmmanager erklärt, dem sie sich in einem unglücklichen Unterfangen anvertraut.

Aber in der Position von Jane darf man sich nicht beschweren, und die Hoffnung, langsam, aber doch die Karriereleiter im Filmbusiness hochzusteigen, verlangt einfach jedwede Entäußerung. Die Kollegen, die gleichfalls im Weinstein-Vorzimmer sitzen, müssen sich vom Boss auch einiges gefallen lassen (einmal darf der Zuschauer durch die geschlossene Tür miterleben, wie der den Unfähigen brüllend zur Sau macht …). Aber eine junge Frau steht in dieser Hackordnung wirklich ganz unten.

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