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Ein treues Hunderl

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Eine Portion der Dummheit, welche Jaroslav Haseks am Heldentum desinteressierte Romanfigur Schwejk den Vorgesetzten vorspielt, hat der Schwejk der Theaterfassung von Max Brod und Hans Beimann tatsächlich. Deren Kolportagegeschichte nach dem Geschmack der zwanziger Jahre macht aus dem listigen Kommiß-Saboteur und Heldentod-Verweigerer ein anhängliches Hunderl seines Herrn, einen „Pfeifendeckel" (sprich: Offiziersburschen), wie ihn sich ein junger Leut-nant nur wünschen kann, eine mit Kritik an der Korruption der Heereslieferanten mildgewürzte k.u.k. Soldatengeschichte.

Heinz Petters freilich ist in der Bolle des Schwejk sehenswert. Er ist ungemein menschlich, ein Volksschauspieler durch und durch. Trifft haargenau den Kleine-Leute-Allerwelts-ton. Für den echten Schwejk, den des Bomans, hätte er vielleicht nicht die notwendige Portion Schärfe. In der Inszenierung von Wolfgang Hübsch, in der sehr guten, teils allerliebsten, teils expressionistisch angehauchten Ausstattung von Walter Schmögner, brilliert er. Eine Armee, die Offiziere wie Fritz Hammel und Uwe Fahrenbach hat, braucht übrigens keinen Schwejk zum Verlieren.

Der doppelt nostalgische Abend (k.u.k. Nostalgie, zwanziger-Jahre-Nostalgie) macht immerhin Lust auf einen echten Schwejk, einen scharfen Schwejk, einen Schwejk im Geist Jaroslav Haseks und seines Bomans.

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