Für die meisten Modefotografen ist das Gesicht des Models ein möglichst hübsch sein sollendes, beliebiges Irgendwas zwischen Kleid und Hut. Peter Lindbergh aber ist nicht nur ein erfolgreicher Werbe-und Modefotograf, sondern ein am menschlichen Gesicht interessierter Künstler - und ein Meister der Kamera sowieso. Was herauskommt, wenn einer wie er Frauen, Unbekannte wie Rerühmte, fotografiert, führt der Rand „Images ofWomen” vor Augen. Wenn Lindbergh eine Frau in eine' Fabrik stellt, findet die Rrutalität des Hintergrundes ihrer Entsprechung in der fotografischen Technik (alle Bilder des großformatigen Buches sind Schwarzweißaufnahmen), und die
Bildsequenzen extremer Gesichtsausschnitte sind atemberaubend, erinnern an die Szene im berühmten Stummfilm über Jeanne d'Arc, in der die Kamera blitzschnell über die Gesichter der Inquisitoren wischt. Auch als Aktfotograf leistet Lindbergh Bemerkenswertes - da ist Schönheit ohne Spur von Schlüpfrigkeit, werden wir Zeugen eines souveränen Balanceaktes zwischen vollendeter Natürlichkeit und perfekter Künstlichkeit.