Jedes Roadmovie ist die Geschichte einer Migration im weitesten Sinne. Sebastian Schippers „Roads“, das Nachfolgewerk des umjubelten „Victoria“, behandelt das Thema allerdings auch in dessen engerer Bedeutung, obwohl der Deutsche beteuert, dass er keinen Film über Flüchtlinge machen wollte. Diese seien aber eine Realität, an der seine beiden 18-jährigen Hauptcharaktere nicht vorbei könnten. Von Marokko führt der Weg nordwärts. Nach einem Streit hat der Londoner Gyllen das Wohnmobil seines Stiefvaters gestohlen, um sich zu seinem Vater in Frankreich durchzuschlagen. Hilfe bekommt er vom Kongolesen William, der dort seinen verschollenen Bruder suchen will. Es dauert, bis der Film in die Gänge kommt, u. a. wegen des auffälligen, aber kaum hilfreichen Gastauftritts von Moritz Bleibtreu. Im Gedächtnis verankern ihn die Musik der Band The Notwist, die stimmungsvolle Kameraarbeit und die fast dokumentarische Qualität, mit der sich Schipper Calais und der dortigen Situation annimmt.