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Zwiebel mit bitteren Häuten

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Claus Peymanns Inszenierung des „Peer Gynt" von Henrik Ibsen erfreut Fans naiven Geschichtenerzählens und Anhänger subtiler Schauspielkunst.

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Claus Peymanns Inszenierung des „Peer Gynt" von Henrik Ibsen erfreut Fans naiven Geschichtenerzählens und Anhänger subtiler Schauspielkunst.

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Es ist ein langer - und langdauernder - Weg, den der 1 Zuschauer mit seinem Helden Peer zurücklegen muß und eine Aufführungsdauer von fünf Stunden überfordert wohl viele Theaterbesucher. Aber es ist ein Weg, den mitzugehen sich lohnt, mag manchmal auch das Klamaukige (wie etwa im Troll-Akt) oder das Gekünstelte (wie etwa in der Irrenhaus-Szene) überwiegen.

Ein sehr jungenhafter Peer verläßt Mutter und Heimat, erlebt Abenteuer mit Frauen, macht Karriere als skrupelloser Neger- und Waffenhändler - und ist doch nie er selbst gewesen, wie der Knopfgießer am Ende von dessen Tagen trocken resümiert. Und die Zwiebel, deren Häute Peer so eifrig schält um auf das Innerste zu kommen, enthüllt Peers vielfältige Ichs, die freilich ohne festen Kern bleiben. Nur bei der geduldig wartenden Solvejg -so will es wohl Ibsens Weltbild -ist sein Selbst in Liebe geborgen.

Da verstummen Rezensenten-einwände gegen zu große Detailverliebtheit des Regisseurs, des Bühnenbildners (Achim Freyer), der Kostümbildnerin (Maria-Elena Amos). Denn die große Linie ist da, vor allem aber ist Ulrich Mühe da, der mit einem Maximum an Konzentration ein sehr zarter junger und ein verletzbarer alter Peer ist. Mit Annemarie Düringer (Aase), Regine Fritsch (Solvejg), Kirsten Dene (Der Magere) an der Spitze agiert ein perfekt abgestimmtes Ensemble.

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