5000 Jahre in Briefen

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Die Geschichte(n) des Judentums.

Wenn nicht nur Politiker, sondern auch Geistliche und ihr Gefolge Anspruch auf einen Landstrich erheben und sich bei ihren Rechten auf die Geschichte berufen, die durch Jahrtausende und Legenden zu einer unumstößlichen Wahrheit geworden ist, dann ist Vorsicht angebracht. Wer sich mit dem oberflächlichen Wissen geadelt wähnt, mag diesen Vergleich als angebracht finden, wenn es über das Judentum und die historische Besiedlung von Palästina und das Anrecht auf dieses Land geht. Wer die "Geschichte der jüdischen Kultur, erzählt in Briefen" von Martin Gilbert gelesen hat, muss zur Überzeugung kommen, dass die Gründung des Staates Israel und der Zionismus kein Konstrukt sind, sondern einer Notwendigkeit entsprungen ist.

Geschichte ist für das Judentum lebendig und es gibt wohl wenige Religionen, wo die gesamte Dimension im Alltag so präsent ist, von Feiertagen bis hin zu Formulierungen. Das Wissen um diese Geschichte und das Festhalten an den Gesetzen und Gebräuchen ermöglichte ein Überleben in den Jahrhunderten der Ausgrenzung, Vertreibung, und Vernichtung. Geschichte als Alltag, im Alltag erlebbar zu machen ist das unschätzbare Verdienst des englischen Historikers, der bereits einige Standardwerke vorgelegt hat. Eine Geschichte in Form von Briefen zu erzählen ist eine Herausforderung, vor allem dann, wenn es sich um die gesamte Geschichte handelt, beginnend bei Adam und Eva bis zur Gründung des Staates Israel und den Kriegen im Anschluss daran. 5000 Jahre sind keine Kleinigkeit. Gilbert schreibt diese Briefe an Tante Fori, die aus einer jüdischen Familie aus Ungarn stammte, nach England ging, einen indischen Studenten kennenlernte, heiratete und das Land seit 1934 nie wieder verlassen hat.

Briefe sollen die verschollenen Wurzeln und die Geschichte bloßlegen. Briefe sind keine Romane und so kommt es, dass selbst Jahrtausende in einem nur 500-seitigen Buch Platz haben. Aber nicht als Zahlenfriedhof, sondern so lebendig wie Geschichte nur selten erzählt wird, mit Querverweisen und Verständnis, mit Charme und Witz. Ein historisches Erlebnis.

LIEBE TANTE FORI

Eine Geschichte der jüdischen

Kultur, erzählt in Briefen

Von Martin Gilbert

Aus d. Englischen v. Yvonne Badal

Rohwolt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2003

528 Seiten, geb., e 25,60

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