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Adalbert Stifter und seine Welt

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Die Schulakten Adalbert Stifters. Herausgegeben von Kurt V a n c s a. Stiasny-Verlag, Graz. 316 Seiten. Preis broschiert 84 S, Ganzleinen 97.50 S.

Mehr als 15 Jahre stand der k. k. Schulrat Stifter im Dienste des Kronlandes Oesterreich ob der Enns. Man hat Stifter, den Dichter, gekannt (und wiederentdeckt); seine Bilder hängen in den Galerien unserer Heimat; aber über den Schulmann wußte man recht wenig, und es gibt heute Leute, welche der Ansicht sind, das Schulamt wäre d i e Fessel an den Füßen Stifters gewesen. Indes: Dichter sind Lehrer und ein echter Lehrer hat immer etwas von einem Dichter. Vielleicht ist unsere pädagogische Gegenwart so arm, weil es an phantasievollen Geistern, an Freunden der Schönheit auch im Kleinsten, am Menschenbildnertum fehlt. Stifter war ein Menschenbildner. Er hätte, wenn die Gesundheit es ihm erlaubt hätte und er jünger in sein Amt eingetreten wäre — vorausgesetzt ohne Widerstände von oben —, eine tragende Säule in der Geschichte der österreichischen Pädagogik werden können. So stimmt die Lektüre der Akten ein wenig wehmütig. Glaube übrigens keiner, Aktenstudium wäre in diesem Falle langweiligl Vancsa hat es vortrefflich verstanden, durch eingeschaltete Briefstellen alles farbig zu gestalten. Ueber Auftrag des rührigen Adalbert-Stifter- Instituts des Landes Oberösterreich hat Vancsa aus den im Landesarchiv ruhenden fünf Faszikeln der Wissenschaft überaus wichtige Bausteine gegeben.

Es ist sehr zu hoffen, daß die Diskussion um den Schulmann Stifter jetzt in verstärktem Maße einsetzt. Was dem Herausgeber noch zu danken ist: er hat dem altösterreichischen Beamtentum ein Denkmal gesetzt, das längst fällig war. Unserer Gegenwart aber wollen wir die Worte des § 84 des Organisationsentwurfs für die Realschule vom Mai 1850 in das Stammbuch schreiben: „Man messe die Mittel eher reichlich als karg zu; denn die Lehre und der Unterricht gehört unter jene Dinge, die immer theurer sind, je wohlfeiler man sie anzuschaffen trachtet.”

Adalbert Stifters Freundeskreis in Linz. Von Otto J u n g m a i r. Sonderdruck für das Adalbert-Stifter- Institut des Landes Oberösterreich aus „Oberösterreichische Heimatblätter”, Heft 4. Linz. 36 Seiten.

Dieser Sonderdruck sollte nicht übersehen werden. Mit beispielhafter Genauigkeit ist der Kreis der

Menschen geschildert, die zum persönlichen Umgang des Dichters gehörten, natürlich datenmäßig alles belegt. Auch wird hier die noch immer da und ziort verbreitete Ansicht widerlegt, Stifter sei in Linz geistig vereinsamt.

Gustav Wilhelm. Ein Lebensbild. Von Otto Jungmair. Stiasny-Verlag, Graz. 31 Seiten.

Der Grazer Wilhelm (1869—1949) war einer der tüchtigsten und ausdauerndsten unserer Philologen, in der von Sauer begründeten Prager Ausgabe der Werke Stifters von 1916 bis 1945 tätig. Von rund 144 Nummern der Wilhelmschen Bibliographie sind 74 Stifter gewidmet. Die warmherzige Darstellung verdient Hervorhebung.

Die Lebensgeschichte Adalbert Stifters in seinen Briefen. Herausgegeben von Friedrich S e e b a s s. Rainer-Wunderlich-Verlag Hermann Leins, Tübingen. 431 Seiten.

Diese Zusammenstellung ruht auf der Briefausgabe in den „Sämtlichen Werken”,’ die zuletzt bei Kraus in Reichenberg erschien. Neu in dem vorliegenden Druck sind die Register der Briefempfänger, das allgemeine Personenverzeichnis und die Liste der in den Briefen genannten Werke Stifters. Eine vielseitige, recht brauchbare Sammlung.

Peter Rosegger als Herold Adalbert Stifters. Von Dr. Franz Haslinger. Stiasny-Verlag, Graz. 160 Seiten.

Aus dem literarischen Nachlaß der Nachkommen Roseggers wird hier zum ersten Male der vollständige Briefwechsel zwischen Stifters Verleger Heckenast in Pest und Rosegger geboten, soweit er sich auf Stifter selbst bezieht. Bisher waren durch Schlossar und Janda nur einzelne Briefe publiziert.

Adalbert Stifter und die transzendente Welt. Von Kurt Michel. Stiasny-Verlag, Graz. 160 Seiten.

Dieses Buch stellt die erste praktische Auswirkung der im Mai 1955 in Bad Hall abgehaltenen I. Internationalen Stifter-Tagung dar. Damals betonte man die Notwendigkeit, wertvolle Dissertationen aus den Schreibtischladen zu holert. Der Autor nennt sein Werk einen „Beitrag zur Existenz”, und wohl nicht zufällig ist am Schlüsse Stifters Menschenbild jenem gegenübergestellt worden, das heute viele von uns beherrscht (gezeigt am Beispiel von Kafkas Erzählung „Die Strafkolonie”). Ein streng wissenschaftlich gehaltenes Buch, das zu weiteren Entgegnungen Anlaß geben dürfte.

Ich gebe den Schmerz nicht her Eingeleitet und ausgewählt von Dr. Alois Großschopf. Stiasny-Verlag, Graz. 125 Seiten. Preis 15 S.

Der Titel dieser in der Reihe „Das österreichische Wort” erschienenen Sammlung stammt aus dem

Briefe Stifters an seinen Verleger Heckenast vom 13. Mai 1854. Der Herausgeber vereint: die Erzählungen „Der arme Wohltäter” (später „Kalkstein”); „Der beschriebene Tännling”; Briefe an Fanny Greipl und das erwähnte Schreiben an den Verleger Heckenast; eine Lebenstafel und eine Bibliographie. Die Einleitung ist ein Muster sachlicher Klarheit. Sehr brauchbares, für Lehr- und Vertragszwecke besonders geeignetes Werk.

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