Anna Baar: "Nil" - Die Angst vor dem Verschwinden
Anna Baar konfrontiert im Roman „Nil“ ihre Leser und Leserinnen mit Verlustängsten.
Anna Baar konfrontiert im Roman „Nil“ ihre Leser und Leserinnen mit Verlustängsten.
Ausgezeichnet wurde Raphaela Edelbauer für ihren Roman „Dave“, Anna Baar hätte für „Nil“ den Österreichischen Buchpreis aber genauso verdient gehabt. Glücklich eine Literaturnation, die so aus dem Vollen schöpfen kann. Worum es geht, ist schwer erklärt, denn eine klassische Geschichte erzählt Baar nicht. Es geht um jemanden, der einen Fortsetzungsroman für ein Frauenmagazin schreibt und vom Chefredakteur überraschend aufgefordert wird, die Geschichte in der nächsten Ausgabe enden zu lassen. Auf dem Klappentext steht zu lesen, diese erzählende Figur sei eine Geschichtenerzählerin, also eine Frau, was auch in der Begründung für die Shortlist des Österreichischen Buchpreises so übernommen wurde. Allerdings wird das Geschlecht der Erzählinstanz nie genannt, und sie selbst referiert auf sich zum Beispiel als Erfinder.
Nun könnte man das als ungenaues Lesen abtun, doch in diesem Fall ist dieser „Lesefehler“ wohl auch Ergebnis dieses gewitzten Textes, der sich nicht um Festschreibungen schert, sondern diese eher aufzulösen sucht. Um das auszugleichen, flüchtet man sich dann vielleicht in eine autobiografische Lesart; auch dass die erzählende Figur für eine Frauenzeitschrift schreibt, mag eine Rolle spielen, und dass vom Geschlecht der Autorin auf die Hauptfigur geschlossen wird, sowieso.
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