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August Staudenmayers Geschichten vom Schatten der Wohlstandsgesellschaft.

Wie lauten doch gleich die drei Fähigkeiten, die man angeblich für ein erfülltes Leben braucht? Genussfähigkeit, Beziehungsfähigkeit und Arbeitsfähigkeit."

Waldschaller, der titelgebende Protagonist in August Staudenmayers Erzählband "Waldschallers Einsatz", erschienen im Klagenfurter Ritter Verlag, verfügt offensichtlich über keine einzige dieser Qualifikationen. Ja, das Gerede über solche Kompetenzen wirkt angesichts der psychischen und sozialen Realität dieser Gestalt lächerlich, geradezu obszön. Denn dieser seltsame Kauz ist ein ewig scheiternder Underdog. Er bewegt sich am Rand unser Wohlstandsgesellschaft, hat den Kontakt zu seinen Mitmenschen verloren, spricht und schläft mit seinem Teddybären.

Dieser ehemalige Psychiatriepatient ist ein Verlierer par excellence. Er hält sich mit Gelegenheitsjobs wie der Beaufsichtigung von Hunden über Wasser und beobachtet den Hochglanzmodernismus aus der Perspektive des Außenseiters.

Randständiges

In 16 Erzählungen, die durch die Titelfigur zusammengehalten werden, erkundet August Staudenmayer das Randständige, das im toten Winkel unserer Gesellschaft wuchert. Es sind Expeditionen in unangenehme, gern verdrängte Bereiche, die hier unternommen werden.

Obwohl die Sympathie des Autors offensichtlich den hier vorgestellten Outsidern gehört, vermeidet er jeden Anflug von anklagender Sozialkolportage. Statt dessen verlässt sich der in Wien lebende Autor, der hier offenbar auch eigene Erfahrungen niedergeschrieben hat, auf seine Fähigkeit, gute Geschichten zu erzählen und auf seinen Sinn für skurrile Komik.

Sinn für skurrile Komik

Für diese Tour zu unterschiedlichsten Schauplätzen wie Burger King, Starbucks, Nobelhotel und Fitnessstudio findet August Staudenmayer aber nicht immer die adäquate sprachliche Form. Störend fällt beispielsweise das Kokettieren des Autors mit der Attraktivität von Vokabular aus dem Sexualbereich auf. Manchmal nähert er sich dabei einer feuchten "Männerwitzprosa" an. Ein sorgfältiger arbeitendes Lektorat hätte hier bremsend eingreifen und einige der sprachlichen Schludrigkeiten des Buches unterbinden können.

WALDSCHALLERS EINSATZ

Von August Staudenmayer

Ritter Verlag, Klagenfurt 2005

198 Seiten, brosch., e 13,90

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